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Die Macht der Mode

LVR-Industriemuseum in Ratingen zeigt die Mode als Spiegel gesellschaftlichen Wandels

22. Oktober 2015

Ratingen. Der radikale Wandel der Mode zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als Ausdruck gesellschaftlicher Umbrüche, steht ab dem 25. Oktober im Mittelpunkt der Ausstellung „Die Macht der Mode. Zwischen Kaiserreich, Weltkrieg und Republik“ in der Textilfabrik Cromford in Ratingen. Mehr als 130 Originalkostüme und viele weitere historische Exponate warten auf die Besucherinnen und Besucher und lassen die Zeit zwischen 1900 und 1930 wieder lebendig werden. Die Klassiker der Mode der 1920er Jahre, der sogenannte ‚Stresemann‘ und Charlestonkleider sind ebenso vertreten, wie die Reformkleider der 1910er Jahre, Sportbekleidung für Frauen und ein ausgefallener Staubmantel für Autofahrerinnen.


Radikaler Wandel

Eine nie gekannte Modernisierung aller Lebensbereiche hielt die Gesellschaft vor dem Ersten Weltkrieg in Atem. Straßenbahnen, Automobile und Fahrräder versprachen eine neue Form der Mobilität, um aus den Vorstädten und vom Land in die neuen urbanen Zentren der Städte zu gelangen. Hier entstanden mit den Warenhäusern neue Konsumtempel, in denen es alles zu kaufen gab, was das Herz begehrte, wenn man es sich leisten konnte. Auch die Arbeitswelt war in den Strudel der rasanten Veränderungen einbezogen. Immer mehr Frauen arbeiteten nicht nur in den Fabriken, sondern auch in den Telefonzentralen, Kaufhäusern oder Büros, als Lehrerin oder Laborantin. Ob am Arbeitsplatz, beim Einstieg in die Straßenbahn oder auf der Rolltreppe im Warenhaus, vor allem die Frauen waren für die neuen Lebensumstände alles andere als passend gekleidet. Die großen Roben des Kaiserreichs passten nicht mehr in die modernisierte Welt.


Neues Bekleidungsschema und Kleiderreform

Die Schleppkleider verschmutzen schnell und erschwerten beispielsweise den Ein- und Ausstieg in die Straßenbahn, da sich die Röcke in den Rädern und Speichen verfangen konnten. Neue Kleidung und ein neues Bekleidungsschema mussten her und Ideen wurden in den unterschiedlichsten Bereichen entwickelt. Mediziner, Gesundheitsreformer und Vertreterinnen der Frauenbewegung kritisierten schon lange das Korsett als gesundheitsgefährdend. Die Kleiderreform umfasste den Verzicht auf das Korsett und die zahlreichen, schweren Unterröcke. Die Oberbekleidung wurde zweckmäßiger, sachlicher und ließ den Trägerinnen und Trägern mehr Bewegungsfreiheit.


Textilmangel an der Heimatfront

Der Erste Weltkrieg erschütterte die Gesellschaft, führte zu neuen Verhältnissen in der ersten deutschen Republik und hatte ebenso seinen Anteil an den großen Veränderungen des Bekleidungsmusters. Wie bei der Lebensmittelversorgung unterlag auch der gesamte Bereich der Textilien und Kleidung der Kriegswirtschaft, alle Ressourcen wurden für das Militär beschlagnahmt. Der extreme Mangel an Textilien führte zu einem neuen, puristischen Modestil. Auch nach dem Krieg blieb es bei dem sparsamen Einsatz von Stoff in der Modebranche und so avancierte das kleine, kurze Charlestonkleid zu einem modischen „must-have“.


Modegeschichte(n)

Das LVR-Industriemuseum präsentiert Originalkostüme aus seiner umfangreichen Sammlung zur Geschichte der Mode und Bekleidung. Accessoires, Objekte aus dem Alltag sowie zahlreiche Fotografien ergänzen die Schau. Die Ausstellung zeigt auf, wie die Mode und Kleidung in den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts auf die rasanten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen reagierten. Die Mode passte sich der sich wandelnden Gesellschaft an, fand neue Formen für einen vereinfachten Kleidungsstil, der den Anforderungen des modernen Lebens entsprach.


Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem LWL-Industriemuseum TextilWerk Bocholt.


Zur Ausstellung erscheint ein Katalog zum Preis von 10 €.


Weitere Informationen gibt es auf www.diemachtdermode.lvr.de.


LVR-Industriemuseum

Textilfabrik Cromford

Cromforder Allee 24

40878 Ratingen


Laufzeit: 25. Oktober 2015 bis 30. Oktober 2016


Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 10–17 Uhr, samstags und sonntags 11–18 Uhr


Eintrittspreise: 5,50 €, erm. 4,00 €, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben im LVR-Industriemuseum freien Eintritt.


Besucherinfos und Buchungen von Führungen:

kulturinfo rheinland

Tel.: 02234/9921-555

(Mo-Fr 8-18 Uhr, Sa, So und an Feiertagen 10-15 Uhr)

oder per Mail an


Pressefotos

Die Pressebilder dürfen nur zu Pressezwecken im Rahmen der aktuellen Berichterstattung über die Ausstellung „Die Macht der Mode" im LVR-Industriemuseum Textilfabrik Cromford genutzt werden. Eine gesonderte Verwendung der Fotos ist nicht erlaubt.


Historisches Schwarzweiß-Foto einer Frau in einem schwarzen, langen Kleid

Junges Mädchen Ende des 19. Jahhrunderts

Das Mädchen trägt die typische Mode des ausgehenden Jahrhunderts: enganliegendes Oberteil mit Stehkragen und engen Ärmeln sowie einen langen Rock. Die schlanke Silhouette lässt vermuten, dass das junge Mädchen ein Korsett trägt.


© LVR-Industriemuseum


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Historisches Schwarzweiß-Foto eines Mädchens und ein Jungen in Matrosenanzügen

Geschwisterpaar in Matrosenkleidung, Anfang des 20. Jahrhunderts

Als Ausdruck patriotischer Gesinnung setzte sich ab 1900 der Matrosenanzug bei Kindern und Jugendlichen durch.


© LVR-Industriemuseum


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Drei Radfahrerinnen, Anfang des 20. Jahrhunderts

Ab Ende des 19. Jahrhunderts erfreute sich das Fahrrad bei beiden Geschlechtern wachsender Beliebtheit, allerdings mussten Frauen dafür andere Kleidung anziehen. Als untauglich erwiesen sich das Korsett, da es die Atmung einschnürte, und vor allem der lange Rock.


© LVR-Industriemuseum


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Historische Werbeanzeige eines Kaufhauses mit der Überschrift "Hermann Tietz Berlin"

Anzeige des Warenhauses Tietz, Anfang des 20. Jahrhunderts

In der Zeit zwischen Kaiserreich und Weimarer Republik war das Warenhaus der "Ort der Moderne" schlechthin.


© LVR-Industriemuseum


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Vier elegante weiße Damenkleider an Figurinen

Eng geschnürte Kleider im Sans-Ventre-Stil in der Ausstellung


Foto: Jürgen Hoffmann


© LVR-Industriemuseum


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Verschiedene Kinderkleidung an Figurinen in der Ausstellung

Kinder- und Jugendkleidung aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in der Ausstellung


Foto: Jürgen Hoffmann


© LVR-Industriemuseum


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Verschiedene Herrenkleidung an Figurinen in der Ausstellung

Herrenkleidung aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in der Ausstellung


Foto: Jürgen Hoffmann


© LVR-Industriemuseum


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Blick in die Ausstellung mit verschiedenen Kleidungsstücken und einem Kinderwagen auf Podesten

Blick in die Ausstellung


Foto: Tanita Dreßen


© LVR-Industriemuseum


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Elegante Sommerkleidung eines Paars auf Figurinen

Bürgerliches Paar in Sommerkleidung, 1890er Jahre


© LVR-Industriemuseum


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Blauer langer Rock und grauer Mantel für Damen an einer Figurine

Reformkleid mit Jacke für den Tag, 1900-1910


© LVR-Industriemuseum


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Kurze Hose mit Hemd und Weste für Herren an einer Figurine

Kluft eines Wandervogeljungen, 1910er Jahre


© LVR-Industriemuseum


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Langer beiger Mantel auf einer Figurine

Autofahrerinnen-Mantel mit Schutzbrille und Schutzhaube, 1910er Jahre


© LVR-Industriemuseum


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Sportliches Herrenoutfit mit Hut auf einer Figurine

Sportliches Outfit eines Herrn, 1920er Jahre

Insbesondere Jüngere bevorzugten in den 1920er Jahren eine legere Kleidung und verzichteten gerne, wenn möglich, auf den strengen Herrenanzug


© LVR-Industriemuseum


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Lachsfarbenes Charlestonkleid mit schwarzer Federboa an einer Figurine

Typisches Charlestonkleid mit Federboa, Mitte der 1920er Jahre


© LVR-Industriemuseum


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Eleganter Herrenanzug auf einer Figurine

Eleganter Herrenanzug, als „Stresemann“ bezeichnet, 1920er Jahre

Den Anzug, bestehend aus einem schwarzen Jackett, Weste und grau-schwarzgestreifter Hose, nannte man in den 1920er Jahren nach dem deutschen Politiker und Staatsmann Gustav Stresemann.


© LVR-Industriemuseum


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