Im September 2018 ist das BMBF-Förderprojekt „Kunststoff – ein moderner Werkstoff im kulturhistorischen Kontext (KuWerKo)“ gestartet. Das LVR-Industriemuseum wird sich in Kooperation mit der Technischen Hochschule Köln (Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft, CICS) und der Universität Stuttgart (Institut für Kunststofftechnik, IKT) in den nächsten vier Jahren der Erforschung der Sammlung des Deutschen Kunststoff-Museums, die sich seit Juni 2017 als Dauerleihgabe in Oberhausen befindet, widmen. Eine Zielsetzung wird die Erarbeitung von Standards sein, die auch für andere Museen hilfreich sein könnten: beispielsweise zur Bestimmung von Materialien, Maßnahmen zur präventiven Konservierung oder Nomenklatur.
Ein Leben ohne Kunststoff ist heute nicht mehr vorstellbar: Kunststoff ist der Werkstoff des 20. und 21. Jahrhunderts. Seit 1983 hat die verkaufte Menge an Kunststoff sogar die von Stahl übertroffen. Damit fungiert Kunststoff als materielles Zeugnis unserer Zeit und prägt damals wie heute nachhaltig unsere Kultur: Vom billigen - daher minderwertigen - Ersatzstoff für teure Naturprodukte wie Ebenholz, Elfenbein oder Schildpatt bis hin zum begehrten Kult- oder HighTech-Objekt.
Aber wie genau hat der Werkstoff unsere kulturelle Entwicklung beeinflusst? Was verraten die Produkte durch ihre Formgestaltung, Herstellungstechnik und Materialität über uns und wie können wir sie für die Nachwelt erhalten? Der Informationsgehalt eines Objektes geht dabei meist weit über die sichtbaren Eigenschaften hinaus, sodass durch die Kontextualisierung oftmals ein erheblicher Bedeutungszuwachs einhergeht, den es aufzudecken und zu dokumentieren gilt. Um die Sprache der Objekte zu entziffern und zu dokumentieren ist ihr Erhalt unerlässlich. Denn entgegen ihrem Image als nicht verrottender Müll zeigen sich Kunststoffe in Bezug auf ihre Langlebigkeit als schwierige Patienten:
Kleine, transparente Perlen bilden sich auf der Oberfläche, es macht den Anschein als schwitze der Kunststoff. In der Tat können während des Alterungsprozesses bestimmte Stoffe wie beispielsweise Weichmacher aus dem modernen Werkstoff herauswandern, dies geht nicht spurlos an dem Material vorbei: es wird klebrig, spröde und verliert die Form. Solche Alterungsprozesse stellen Restauratoren und Naturwissenschaftler vor noch ungelöste Probleme und eröffnen ein weites Feld auf dem es noch viel Forschungsbedarf gibt. Vor diesem Hintergrund erscheint es umso wichtiger, den Informationsgehalt, den uns Produkte aus Kunststoff liefern, rechtzeitig zu dokumentieren und zu interpretieren.
Um Fragen wie diesen auf den Grund zu gehen stellt der Deutsche Kunststoff Museums Verein seine Sammlung von rund 20.000 Objekten für das Forschungsprojekt KuWerKo zur Verfügung. Anhand einzelner Objekte, die als Ikonen aus Kunststoff gelten - sei es auf Grund ihres Designs, ihres innovativen Charakters oder ihrer Auswirkung auf uns - soll der enorme soziale, kulturelle und ökonomische Wandel den dieser Werkstoff mit sich brachte, beleuchtet werden.
In dem Forschungsprojekt „Kunststoff – ein moderner Werkstoff im kulturhistorischen Kontext“ stellt sich ein interdisziplinäres Forscherteam in den kommenden vier Jahren der Aufgabe, die Sprache der Objekte lesen zu lernen und sie für die Nachwelt zu erhalten. Beteiligt sind der Landschaftsverband Rheinland (LVR), das Institut für Kunststofftechnik (IKT) der Universität Stuttgart und das Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft (CICS). KuWerKo wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Forschungsprojekt:
KuWerKo – Kunststoff - ein moderner Werkstoff im kulturhistorischen Kontext
Leitung:
Prof. Dr. phil. Friederike Waentig
Fakultät:
Fakultät für Kulturwissenschaften
Institut:
CICS – Cologne Institute of Conservation Sciences
Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft
Beteiligte:
LVR-Industriemuseum
IKT - Institut für Kunststofftechnik Stuttgart, Uni Stuttgart
CICS - Cologne Institute of Conservation Sciences, TH Köln
Fördermittelgeber:
BMBF - Bundesministerium für Bildung und Forschung
Laufzeit:
September 2018 - August 2022