18. Oktober 1758, Oberhausen: Rot glühend fließt kochend heißes Eisen aus dem ersten Hochofen im Ruhrgebiet. „Nun iß endlich die hütte in ihre arbey, der liebe Gott gebe mir seynen seegen dazu", verkündet der Aufseher freudig seinem Chef. Die St. Antony-Hütte ist in Betrieb gegangen; ein bedeutendes Kapitel der Geschichte des späteren Ruhrgebiets ist aufgeschlagen.
Die Anfänge der St. Antony-Hütte gehen auf das Jahr 1740 zurück. Franz Ferdinand von Wenge, ein Geistlicher aus dem Domkapitel in Münster, erhielt am 25. Februar 1741 von der kurkölnischen Hofkammer in Bonn die Erlaubnis, im Vest Recklinghausen nach Raseneisenerz zu graben. 13 Jahre später genehmigte der Kölner Erzbischof Wenge, am Elpenbach in Osterfeld eine Eisenhütte zu errichten, um die örtlichen Erzvorkommen zu verhütten.
Am 18. Oktober 1758 wurde der Hochofen zum ersten Mal angeblasen. Gusstöpfe und Pfannen gehörten zu den anfänglichen Produkten, die auf der Hütte produziert wurden. Wegen der mangelhaften Qualität der ersten Produkte ließen sie sich nur schlecht verkaufen und die Hütte warf zunächst keinen Profit ab.
Erst ab den 1770/80er Jahren produzierte sie profitabel. Nun wurden auch in den Nachbarstaaten Preußen und Essen Pläne zur Errichtung von Eisenhütten geschmiedet. So entstanden 1782 die Hütte Gute Hoffnung in Sterkrade und 1791 die Hütte Neu-Essen an der Emscher. 1810 werden die drei Betriebe in der „Hüttengewerkschaft und Handlung Jacobi, Haniel und Huyssen" – dem Vorläufer der späteren Gutehoffnungshütte (GHH) – zusammengeschlossen.
Ab Ende der 1970er Jahre diente das Wohnhaus des Hüttendirektors als letztes verbliebenes Gebäude der Gutehoffnungshütte als Archiv und Ausstellungsraum der GHH. Das LVR-Industriemuseum ist heute Eigentümer dieses Gebäudes.
1820 wurde der Hochofen auf St. Antony erstmals ausgeblasen. Von 1827 bis 1843 wurde der Hüttenbetrieb auf St. Antony noch einmal aufgenommen. Als Eisengießerei blieb die Hütte aber noch bis zum 30. April 1877 in Betrieb. Anschließend wurde der Betrieb endgültig eingestellt.
Ein großer Teil der Gebäude wurde unmittelbar nach Stilllegung abgerissen. Ein Werkstattgebäude, die Schmiede und die Lehmformerei wurden zu Wohnzwecken umgenutzt. Das Wohnhaus des Hüttendirektors mit seinen beiden Anbauten blieb ebenfalls erhalten. Die St. Antony-Hütte wurde zum Wohnort von Arbeitern, Angestellten und Direktoren des Oberhausener Konzerns Gutehoffnungshütte.