Als Highlight im Kulturhauptstadtjahr 2010 präsentiert das LVR-Industriemuseum am Schauplatz Oberhausen seit dem 25. Juli 2010 die international ausgerichtete Sonderausstellung „Feuerländer – Regions of Vulcan" mit rund 200 Gemälden zur Arbeit in der Schwerindustrie. Feuerspeiende Hochöfen und düstere Bergwerksstollen werden in den Bildern genauso gezeigt wie das Leben der Menschen in der Industriegesellschaft. „Feuerkult im Behrens-Bau" nennt sich der historische Teil der Ausstellung über das Industriebild zwischen 1780 und 1980, der Teil zur Gegenwartskunst in der Zinkfabrik Altenberg „Brandherde im Kesselhaus".
Im Mittelpunkt der bislang größten internationalen Ausstellung des Hauses steht die Geschichte der Arbeit aus dem Blickwinkel der Kunst an Beispielen aus Bergbau sowie Eisen- und Stahlindustrie von 1800 bis heute. Die Künstlerinnen und Künstler haben das Leben mit der Montanindustrie in zum Teil monumentalen Werken gefeiert, beschworen und auch verdammt. Vielfältig sind ihre Sichtweisen auf die entstehende Arbeitsgesellschaft. Das thematische Spektrum reicht von Landschaftsmalerei über Darstellungen von Arbeit und Protest bis zu fast abstrakten Werken, die die Farbigkeit des Feuers in den Prozessen der Schwerindustrie darstellen wollen. Damit bietet die Ausstellung gleichzeitig einen Überblick über die Geschichte der Industriemalerei.
Den Stoff für die Bilder liefern „Feuerländer", also die Regionen ‚vulkanischer', das heißt montanindustrieller Vergangenheit und Gegenwart. Schein und Widerschein der Flammen, Funken und Rauch faszinierten die Künstler daran. Die ästhetischen Möglichkeiten der Feuersbrunst machten die Schwerindustrie besonders bildwürdig. Eine andere Art des Feuers fand ab 1918 Einzug in die Darstellung der Maler: Die Bilder sollten auf beiden Seiten der Front den Wehrwillen befeuern und das Durchhaltevermögen bestärken.
Die künstlerische Auseinandersetzung um die sich entwickelnde Arbeitswelt, um die Richtung der Industriegesellschaft und ihre kapitalistische Wirtschaftsordnung wird in der Ausstellung an Werken aus Belgien, Niederlande, Spanien, Italien, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Polen und den USA geführt. Diesen Reichtum feuerländischer Internationalität präsentiert das LVR-Industriemuseum bewusst in summarischer Fülle, nicht Region für Region. Zu den Stars der Ausstellung zählen Birkle, Bonhommé, Calvelli, Corinth, Felixmüller, Gessner, Gorson, Grossberg, Hoerle, Kirchner, Luyten, Rethel und Ritterbusch.
Eines der imposantesten Werke der Ausstellung ist das Ölgemälde „Der Streik" des Belgiers Henry Luyten, das zwischen 1888 und 1893 entstand. Das Bild – ein „Triptychon", aus drei Teilen bestehend – bildet mit einer Höhe von 3,55m und einer Gesamtlänge von 11,10m ein Kernstück der Ausstellung. Das Gemälde setzt sich inhaltlich mit einem dramatischen Streik tödlichen Ausgangs in Wallonien auseinander. Beeindruckend sind auch die spätexpressionistischen Werke „Alte Kohlenbergarbeiter" und „Kohlenarbeiter auf dem Zechenhof" von Conrad Felixmüller aus den 1920er Jahren. Statt naturalistische Treue anzustreben, greift der Künstler zu eckigen Formen, körperlichen Deformationen, giftigen Farben, gewagten Kontrasten und breiten, verwischenden Pinselspuren. Ein Feuerwerk der Gegenwartsmalerei ist das Gemälde „Flowing Steel" von Klaus Ritterbusch von 1997, in dem sowohl Schönheit wie Schrecken der Industrie anhand der in einmaligen Rot- und Gelbtönen dargestellten Stahlproduktion zu Tage treten.
„Feuerkult" nennt sich der historische Teil der Ausstellung im Peter-Behrens-Bau, der Teil zur Gegenwartskunst in der Zinkfabrik Altenberg „Brandherde". Im Behrens-Bau werden ca. 140 Bilder ausgestellt. In 13 Kapitel aufgeteilt zeigen sie, wie sich das Industriebild zwischen 1780 und 1980 im Angesicht der jeweiligen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lage wie auch der Stilrichtung in der Kunst entwickelte. Der Ausstellungsteil „Brandherde" präsentiert weitere 60 Bilder, die zwischen 1980 und der Gegenwart entstanden sind. Die Arbeiten im Kesselhaus greifen aktuelle Debatten über den Wert der Arbeit in der digitalisierten Industriegesellschaft auf und diskutieren den Umgang mit den Überbleibseln der ausgemusterten Industriewelt.
Die Ausstellung bietet eine Reise durch Raum und Zeit der Industriekultur. Sie macht deutlich, wie Bilder nicht nur Realität spiegeln, sondern auch aktiv in politische Auseinandersetzungen eingreifen und Positionen beziehen.
Führungen durch die Ausstellung können gebucht werden bei kulturinfo rheinland unter Tel. 02234 – 9921 555 (Mo-Fr 8-18 Uhr; Sa, So und an Feiertagen 10-15 Uhr).
Zur Ausstellung ist eine Begleitpublikation erhältlich. In einem Begleitprogramm bietet das LVR-Industriemuseum regelmäßig Sonntagsführungen, Künstlerführungen, Familienaktionen und Vorträge zum Thema Industrie und Kunst an.
Eine spezielle Kinderebene ermöglicht den kleinen Besuchern, die Ausstellung über ein Ratespiel zu entdecken.
Weitere Informationen unter www.feuerlaender.lvr.de.
Feuerländer – eine Ausstellung an zwei Orten
Peter-Behrens-Bau, Essener Straße 80, 46047 Oberhausen und
LVR-Industriemuseum, Hansastraße 20, 46049 Oberhausen
Ticket (für beide Häuser): 5 Euro
Kombiticket „Feuerländer" und Dauerausstellung „SchwerIndustrie": 7 Euro
Dauer der Ausstellung: 25. Juli bis 28. November 2010
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10-17 Uhr, Samstag und Sonntag 11-18 Uhr
Anfahrt zum Peter-Behrens-Bau:
ÖPNV: Ab Oberhausen Hbf mit den Buslinien 185 und 122 (Haltestelle Oberhausen TZU) ca. 2 Minuten Fußweg.
Auto: Von der A42 Ausfahrt 10 „Oberhausen-Zentrum" Richtung Oberhausen, über die Konrad-Adenauer-Allee zur Essener Straße.
Anfahrt zu Zink Altenberg:
ÖPNV: Ab Oberhausen Hbf ca. 2 min Fußweg.
Auto: Ab Autobahnausfahrten Richtung Oberhausen-Zentrum der Beschilderung folgen.
Die folgenden Bilder dürfen nur zu redaktionellen Zwecken im Rahmen der Berichterstattung über das LVR-Industriemuseum genutzt werden und müssen den Copyright-Hinweis „© LVR-Industriemuseum“ tragen. Der Abdruck ist honorarfrei. Wir bitten jedoch um ein Belegexemplar. Eine gesonderte Verwendung der Fotos ist nicht erlaubt.
Joseph-Fortuné Layraud, Le Marteau-pilon, Forges et aciéries de Saint-Chamond: sortie d'une pièces de marine, 1889, Öl auf Leinwand, %, 151 x 254, Leihgeber: Ecomusée Creusot-Montceau, France, Foto: Daniel Busseuil
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Mia Münster, Streikende Hüttenarbeiter, 1947, Öl auf Leinwand, 65 x 92,
Private Leihgabe
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Aaron Harry Gorson, Industrial scene, Pittsburgh, 1928, Öl auf Leinwand, 91,5 x 101,5, Leihgeber: Westmoreland Museum of American Art,
Greensburg/Pennsylvania, USA
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