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Euskirchen. Pepita ist zurück. Besonders bekannt als schwarz-weißes Webmuster findet sich das zeitlose Design als Hahnentritt, Glencheck oder Pepita derzeit nicht nur auf Stoffen, sondern auf allem, was sich bedrucken lässt. Nachdem es einige Jahre in den Hintergrund geraten war, infizierten sich Lady Gaga und die komplette Designabteilung eines skandinavischen Textilunternehmens mit dem „Pepita-Virus“ und machten den Klassiker wieder hochmodern. In der Ausstellung „Das Pepita-Virus – Herstellung & Verbreitung eines Stoffmusters“ beschäftigt sich das LVR-Industriemuseum ab dem 21. Juni in der Tuchfabrik Müller mit der Geschichte und der Produktion dieses außergewöhnlichen und prägnanten Stoffmusters.
Wie alte Stofffunde zeigen, wurden Pepita-Muster schon vor mehr als 2000 Jahren gewebt. Seit dem späten 19. Jahrhundert treten sie vermehrt in Erscheinung. Zahlreiche Stoffproben in der Ausstellung zeigen die Wandlungsfähigkeit des Musters, dessen Definition selbst in der Fachliteratur nicht eindeutig ist. Wie es im deutschsprachigen Raum zur Bezeichnung als Pepita-Muster kam, ist nicht überliefert. Als Namenspatin gilt die spanische Tänzerin Pepita de Oliva (1830-1900), die Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland große Erfolge feierte. Insbesondere der französische Modeschöpfer Christian Dior hat das Pepita-Muster 1947 mit seiner Kollektion berühmt gemacht.
Im Nachkriegsdeutschland der frühen 1950er Jahre wurde die weniger glamouröse, klein-karierte Variante des Musters auf Anzügen, Hüten, Krawatten und Kostümen besonders beliebt. Der legendäre Pepita-Hut des damaliges Bundeskanzlers Konrad Adenauer, den er hauptsächlich im Italien-Urlaub am Comer See trug, transportierte eine gepflegte Gelassenheit und weckte die Sehnsucht nach dem in Italien vermuteten ‚Dolce Vita‘. Ob klein-kariert oder groß-gemustert – in den späten 50ern sprang das Pepita-Muster auf unzählige Alltagsobjekte über. Von der Kakao-Kanne über das Schokoladenpapier bis zum Feuerzeug und Taschenmesser wurden profane Gegenstände mit der Eleganz der schwarz-weißen Karos geadelt.
Nicht erst seitdem sich die Pop-Sängerin Lady Gaga 2011 von Kopf bis Fuß mit der Hahnentritt-Kollektion von Salvatore Ferragamo stylte, ist das Muster wieder ein zentrales Modethema. Auch Stil-Ikone Gwen Stefani liebt Outfits in dem schwarz-weißen Muster. Ob konservatives Understatement oder elegante Extravaganz – derzeit erreicht die Ausbreitung des Pepita-Virus einen neuen Höhepunkt. Nur auf Fernsehbildschirmen sorgen die optischen Eigenschaften für ein flimmerndes Bild und sind entsprechend unbeliebt. Für viele Künstler ist aber gerade dieser Effekt eine Inspirationsquelle.
Konzipiert hat die Ausstellung das Tuchmacher Museum Bramsche. Dort wurde eine große Sammlung alltäglicher, aber auch überraschender Objekte aus sechs Jahrzehnten für die Präsentation zusammengetragen. In der Tuchfabrik Müller ist die Ausstellung nun auf rund 500 Quadratmeter erweitert zu sehen. Historische Kleidungsstücke und Fotografien, Zeitschriften, Grafiken und Musterbücher aus der Sammlung des LVR-Industriemuseums sowie viele private Leihgaben entführen die Besucherinnen und Besucher in die schillernde Pepita-Welt. Die Produktion von Pepita-Mustern auf Handwebstühlen sowie museumspädagogische Modelle machen den komplizierten Webvorgang anschaulich. Zu festen Terminen lassen sich Handweberinnen und –weber bei der kniffligen Verkreuzung von schwarzen und weißen Fäden über die Schulter schauen.
Zur Ausstellung erscheint ein Begleitband, der für 8 Euro im Museumsshop erhältlich ist.
LVR-Industriemuseum
Tuchfabrik Müller
Carl-Koenen-Straße 25b
53881 Euskirchen-Kuchenheim
Laufzeit: 21. Juni – 20. Dezember 2015
Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 10 – 17 Uhr, samstags und sonntags 11 – 18 Uhr
Eintrittspreise: 3 €, ermäßigt 2,50 €. Kombikarte mit Tuchfabrik 8,50 €. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben im LVR-Industriemuseum freien Eintritt.
Besucherinfos und Buchungen von Führungen bei kulturinfo rheinland unter
Tel.: 02234/9921-555 (Mo-Fr 8-18 Uhr, Sa, So und an Feiertagen 10-15 Uhr) oder per Mail an info@kulturinfo-rheinland.de
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Blick in die Ausstellung "Das Pepita-Virus", Euskirchen 2015
© LVR-Industriemuseum
Blick in die Ausstellung "Das Pepita-Virus", Euskirchen 2015
© LVR-Industriemuseum
Künstlerische Umsetzung der Pepita-Muster von Evelyn Sitter, 2011
Foto: Jonas Lindström
Kaffeeservice "Pepita", Schramberger Majolika Fabrik, 1960er Jahre
© LVR-Industriemuseum
Kaffeekanne "Pepita", Schramberger Majolika Fabrik, 1960er Jahre
© LVR-Industriemuseum