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Die Geschichte der St. Antony-Hütte

Ab 1758 arbeitete der erste Hochofen im Ruhrgebiet

21. Mai 2008

Die Anfänge der St. Antony-Hütte gehen auf das Jahr 1740 zurück. Franz Ferdinand von Wenge, ein Geistlicher aus dem Domkapitel in Münster, erhielt am 25. Februar 1741 von der kurkölnischen Hofkammer in Bonn die Erlaubnis, im Vest Recklinghausen nach Raseneisenerz zu graben. 13 Jahre später genehmigte der Kölner Erzbischof Wenge, am Elpenbach in Osterfeld eine Eisenhütte zu errichten, um die örtlichen Erzvorkommen zu verhütten.

Nach langjährigen Auseinandersetzungen mit dem Zisterzienserinnenkloster in Sterkrade, bei denen es um die Nutzung des Wassers des Elpenbachs ging, waren 1758 Hochofen, Formhaus, Kohlenschuppen, Wasserbauten und zwei Wohnhäuser errichtet. Auch ausreichend Vorräte an Erz und Holzkohle waren angelegt, um die erste Hüttencampagne, wie die Laufzeit des Hochofens hieß, am 18. Oktober 1758 zu beginnen. Gusstöpfe und Pfannen gehörten zu den ersten Produkten, die auf der Hütte produziert wurden.


Wegen der mangelhaften Qualität der ersten Produkte ließen sie sich nur schlecht verkaufen und die Hütte warf zunächst keinen Profit ab. Erst ab den 1770/80er Jahren produzierte sie profitabel. Nun wurden auch in den Nachbarstaaten Preußen und Essen Pläne zur Errichtung von Eisenhütten geschmiedet. So entstanden 1782 die Hütte Gute Hoffnung in Sterkrade und 1791 die Hütte Neu-Essen an der Emscher.

1793 verkauften die Erben Wenges die St. Antony-Hütte an die Fürstäbtissin von Essen, Maria Cunegunda. Sie besaß nun neben der Hütte Neu-Essen eine zweite Eisenhütte. Im Rahmen der Säkularisation standen nach 1805 beide Hütten zum Verkauf. Gottlob Jacobi, Geschäftsmann und erfolgreicher Techniker, dem mittlerweile ein Anteil von einem Viertel an den Hütten gehörte, vermittelte den Verkauf an Franz und Gerhard Haniel, zwei Kaufleute aus Ruhrort, die mit ihm verschwägert waren. Als 1808 auch die Hütte Gute Hoffnung zum Verkauf stand, kaufte Heinrich Huyssen, ein weiterer Schwager der Haniels, in deren Auftrag diese Hütte. 1810 werden die drei Betriebe in der „Hüttengewerkschaft und Handlung Jacobi, Haniel und Huyssen" – dem Vorläufer der späteren Gutehoffnungshütte - zusammengeschlossen.

Zu diesem Zeitpunkt stand an der St. Antony-Hütte ein Hochofen, der 22 Fuß hoch war, das sind 6,90 m. Ein Kastengebläse wurde von einem 16 Fuß (= 5,02 m) hohen Wasserrad angetrieben. Am Hochofen arbeiteten 4 Mann (Hüttenmeister, Unter- oder Kleinschmelzer und 2 Aufgeber). Daneben waren beschäftigt: 8 Sandformer, 4 Putzjungen, 1 Platenformer, 9 Lehmformer, 16 Erzgräber, 32 Kohlenbrenner und Holzraider, 2 Putzknechte sowie 4 Tagelöhner; insgesamt also 80 Personen. 1802 wurden in der Kampagne 602.593 Pfund Gusswaren erzeugt.


1820 wurde der Hochofen auf St. Antony erstmals ausgeblasen. Bis 1826 befand sich außerdem eine Papierfabrik auf dem Gelände. Von 1827 bis 1843 wurde der Hüttenbetrieb auf St. Antony noch einmal aufgenommen. Danach wurde kein Roheisen mehr dort erschmolzen. Als Eisengießerei blieb die Hütte aber noch bis zum 30. April 1877 in Betrieb. Anschließend wurde der Betrieb endgültig eingestellt.

Ein großer Teil der Gebäude wurde unmittelbar nach Stilllegung abgerissen. Ein Werkstattgebäude, die Schmiede und die Lehmformerei wurden zu Wohnzwecken umgenutzt. Das Wohnhaus des Hüttendirektors mit seinen beiden Anbauten blieb ebenfalls erhalten. Die St. Antony-Hütte wurde zum Wohnort von Arbeitern, Angestellten und Direktoren des Oberhausener Konzerns Gutehoffnungshütte. Ab Ende der 1970er Jahre diente das letzte verbliebene Gebäude der Gutehoffnungshütte als Archiv und Ausstellungsraum.


1995 übernahm das LVR-Industriemuseum des Landschaftsverbandes Rheinland dieses Gebäude und eröffnet hier am 21. Mai 2008 ein neues Museum zur Geschichte der ältesten Eisenhütte des Ruhrgebietes.