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Schreibtischlampe

1930 - 1932

Dunkelbraune Schreibtischlampe

Schreibtischlampe, Entwurf: Christian Dell, Stotz Kontakt GmbH Mannheim, 1930-1932, Phenol-Formaldehyd-Harz, Metall, Textil, 44 x 15 x 27 cm, Inv.-Nr. K-1992-00544 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

In den 1920er Jahren wurde elektrisches Licht zum allgemeinen Standard und verdrängte die Petroleum- oder Gasbeleuchtung. Im Zuge dieser Entwicklung gewann auch die Gestaltung der neuen elektrischen Leuchten zunehmend an Bedeutung.

Der Silberschmied Christian Dell war von 1922 bis 1926 Werkmeister in der Metallwerkstatt des Bauhauses in Weimar. Gemeinsam mit Marianne Brandt entwickelte er erste Leuchten für die industrielle Produktion. Als Leiter der Metallwerkstatt der Städelschen Kunstschule in Frankfurt am Main arbeitete er intensiv weiter in diesem Bereich. Die effiziente Beleuchtung des Schreibtischs erschien ihm als vordringliche Aufgabe. In und um Frankfurt gab es einige führende Unternehmen auf diesem Gebiet, die seine Entwürfe in Metall in die Realität umsetzten. Dell entwarf nach eigener Aussage etwa 500 Lampenmodelle bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs.


Seit 1929 war Dell auch für die Hermann Römmler AG in Spremberg, die Kunststoff herstellte und verarbeitete, tätig. Er lieferte Entwürfe für Haushaltswaren. Aus dem Jahr 1929 stammt wahrscheinlich auch das Konzept einer Schreibtischlampe für die Firma Stotz Kontakt GmbH in Mannheim. Sie besteht nicht wie die meisten Dell-Lampen aus Metall, sondern überwiegend aus Phenol-Formaldehyd-Harz. Seit 1927 besaß die Mannheimer Firma Anteile an der Römmler AG, in deren Presswerk die Lampen-Bauteile aus Kunstharz gefertigt wurden, die dann in Mannheim endmontiert und mit der Elektrik versehen wurden.

Vor allem die charakteristische Form des Reflektors mit dem schräg angeschnittenen Kegelstumpf ist typisch für Dells Leuchten. Das Material Kunststoff verlangte jedoch völlig andere konstruktive Lösungen als Metall. So gibt es nur zwei Scheibengelenke, mit deren Hilfe die Position des Lichts verändert werden kann. Mit diesen Gelenken kann nur die Neigung von Arm und Schirm verkleinert oder vergrößert werden, Bewegungen zur Seite sind nicht möglich. Der Lampenarm ist in einem kühnen Schwung gebogen und verjüngt sich bis zum Ansatz des Lampenschirms. Die stabförmigen Ständer der Metallmodelle hätten sich als Kunststoff-Pressteil nicht herstellen lassen.

Der Kunststoffreflektor zeigt am unteren Rand Verdickung des Materials in Form einer schmalen Stulpe. Dieses Element war nicht dekorativ, sondern es sollte verhindern, dass sich der kreisförmige Reflektor verzog, während das Material nach dem Pressvorgang abkühlte und aushärtete. Man kann davon ausgehen, dass Dell die Formen zusammen mit einem Techniker oder Ingenieur erarbeitet hat, der eingehende Kenntnisse in Materialkunde und im Formenbau hatte. Dell hätte diese Form auch durch eigene Versuche entwickeln können, was aber letztlich ein recht langwieriger Prozess gewesen wäre. Das von Dell entwickelte Konzept wurde in den 1930er Jahren zur Blaupause für vergleichbare gestalterische Lösungen für Schreibtischlampen aus Kunststoff.

Weitere Informationen zur Ausstellung „nützlich & schon. Produktdesign 1920-1940“

Uta Scholten


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