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Kappe mit Möwenbalg

1890 – 1910

Hut aus einer echten Möwe, mit Flügeln und Federn sowie Kopf mit Schnabel

Kappe mit Möwenbalg, 1890 – 1910, Möwenbalg, Kaninchenfell, Seide, 9 x 18 x 27 cm, Inv.-Nr.: rz 15/151 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Um 1900 steckte der Naturschutz in den Kinderschuhen. Durch das Engagement der ersten Tierschutzorganisationen wurde das Thema einer breiteren Öffentlichkeit bewusst.


Ende des 19. Jahrhunderts wurden Federn oder sogar ganze Vögel als Hutschmuck beliebt. Besonders Paradiesvogel- und Silberreiherfedern waren gefragt, so dass einige Arten durch die Jagd im Zeichen der Mode fast ausstarben.


Um den Handel mit bedrohten Vogelarten zu stoppen, bildeten sich in vielen Ländern die ersten Vogelschutz-Organisationen. In Deutschland übernahm Lina Hähnle 1899 den Vorsitz des neugegründeten Bundes für Vogelschutz (BfV), aus dem später der Nabu hervorging. Der Bund startete schon früh Kampagnen für den Vogelschutz. Die Mitglieder verfassten Schriften und betrieben Lobbyarbeit. Prominente Filmschauspieler und Adelige konnten für die Tierschutzarbeit gewonnen werden.


Die Proteste können als ein frühes Beispiel einer Naturschutzbewegung gesehen werden. Mit seiner Lobbyarbeit boykottierte der Bund für Vogelschutz Geschäfte, die Hüte mit Federn gefährdeter Vögel verkauften. Starken Gegenwind bekamen sie vom Verband der Hut- und Federindustrie, der mit der wirtschaftlichen Bedeutung des Handels mit den Vögeln aus deutschen Kolonien argumentierte.


1914 machte sich die Arbeit für den Vogelschutz bezahlt: Ein vorläufiges Abschussverbot für alle Paradiesvogelarten in Neu-Guinea wurde verhängt. Nach dem Ersten Weltkrieg nahm die Vogeljagd noch aus anderen Gründen ein Ende: Deutschland verlor alle Kolonien. Hinzu kam, dass sich in den 1920er Jahren kleinere und schlichtere Hüte durchsetzten.


Diese Kappe aus einer Möwe war die maritime Variante des Modetrends und um 1900 ein beliebtes Mitbringsel aus dem Nordseeurlaub. Sie besteht aus Kaninchenfell und ist auf der Innenseite mit Seide gefüttert. In der Sammlung des LVR-Industriemuseums gibt es noch einen passenden Muff zu diesem Hut.


Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „Must-have. Geschichte, Gegenwart, Zukunft des Konsums“


Wiebke Hemme


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