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Abendtasche

1920 - 1929

Geöffnete Abendtasche mit Schminke, Kamm und Zigarette

Abendtasche, 1920 - 1929, Metall, Emaille, Glas, Kunstfaser, Talk, Wachs, Karmin, 2,5 x 6,3 x 11,3 cm, Inv.-Nr.: rz 00/3425 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Geschlossene Abendtasche

Um 1920 war die Handtasche das mondäne Multitool für die Frau und eine modische Notwendigkeit für die Damen der vornehmen Gesellschaft, die Handtaschen für jeden Anlass besaßen.


Die hier gezeigte Abendtasche ist in jeder Hinsicht modern, in ihrer Form, in ihrer Materialität und in ihrer Funktion. Ihre Ästhetik entspricht der Funktionalität und Schlichtheit der zeitgenössischen Damenmode, ablesbar am fehlenden Dekor und an der Verwendung des Rechtecks als strikt geometrisches Element. Damit passte sie gut zu den Charlestonkleidern, die einfach im Schnitt, aber dank einer Vielzahl an aufgestickten Perlen aus Glas im Licht glitzerten.


Getragen wurde die Abendtasche am Finger, da die Schlaufe zu schmal für das Handgelenk war. So schwingt die Tasche mit den Bewegungen der Trägerin mit. Dieses Element der Bewegung prägte die Kleidermode der 1920er Jahre.


Da die Handtaschen für den Abend klein sein sollten, aber viele Dinge in sich bergen mussten, wurden kompakte Taschen wie diese entworfen. Ihre vielen Fächer nahmen die für das abendliche Vergnügen notwendigen Utensilien platzsparend auf.


War es in den Jahren zuvor nur Halbweltdamen vorbehalten, sich zu schminken, so fielen diese gesellschaftlichen Beschränkungen in den 1920er Jahren. Frauen schminkten sich wie selbstverständlich vor aller Augen und an allen Orten, tagsüber dezenter, abends dafür umso mondäner.


Unerlässlich für das Schminken ist ein Spiegel, dieser ist in der Vorderseite der Tasche eingelassen. Ihm gegenüber verbirgt sich ein größeres Fach mit hellem Gesichtspuder, ein kleineres mit Rouge und die dazu gehörigen Puderquasten. Der rote Lippenstift ist in einem tiefen, länglichen Fach verstaut. Ein schmaler Kamm aus hellem Celluloid pflegte die moderne Kurzhaarfrisur, den Bubikopf. Da Frauen jetzt auch häufig rauchten, findet sich auf der Rückseite der Tasche ein Fach für Zigaretten. Verborgen hinter einer Klappe liegt ein kleines Fach für Streichhölzer. In die Rückseite sind Klemmspanner eingelassen, mit denen sich Visitenkarten, Zettel für kurze Nachrichten, Briefmarken oder auch Papiergeld sichern ließen.


Weitere Informationen zur Ausstellung „nützlich & schön. Produktdesign 1920-1940“


Claudia Grohmann


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