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Grafik Industrieanlage

Repassiermaschine

1955

Verschiedene Teile eines Geräts aus hellem Kunststoff

Repassiermaschine, Arno Lohmüller KG, KOLIBRI-Repassiermaschinenbau, Berlin-Friedenau, 1955, Kunststoff, Metall, 19 x 34 x 31 cm, Inv.-Nr.: bg 12/402 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Das Repassieren war bis in die 1970er Jahre eine verbreitete Praxis zum Ausbessern von Feinstrümpfen. Erst mit Verbilligung der Strumpfwaren wurden sie zu einem Wegwerfprodukt.


Der Begriff „repassieren“ kommt aus dem Französischen und bedeutet Laufmaschen aufnehmen. Das abgebildete Repassiergerät „Kolibri“ wurde im Jahr 1955 im Edeka-Kaufhaus Trude Reimer in Merzenich bei Düren verkauft. Zusätzlich wurden zehn Rollen Nylon-Fäden à 100 Meter in den für die 1950er Jahre typischen Braun-Schattierungen und Maschinenöl mitgeliefert.


Bei einer Laufmasche ist mindestens ein Faden gezogen, der die nachfolgenden Maschen vertikal löst. Da die Querfäden bestehen bleiben, ist es möglich, das Maschenbild wiederherzustellen, indem man einen vertikal verlaufenden Faden einnäht. Um die Laufmaschen mit dem Repassiergerät aufzunehmen, wird der Strumpf über den Metalltrichter gestülpt, so dass die Laufmasche auf der Oberfläche des Trichters liegt. Die Nadel ist an einem Schlauch befestigt, durch den Luft gepresst wird. So wird die Nadel in Bewegung gesetzt. Die Schnelligkeit der Nadelbewegung kann mittels eines Drehschalters stufenlos eingestellt werden.


Viele Strumpfgeschäfte boten bis in die frühen 1960er Jahre das Repassieren als Dienstleistung an. Bis zu 15 Minuten dauerte es, um eine lange Laufmasche aufzunehmen und kostete bis zu 40 Pfennig.


Die Praxis des Repassierens verdeutlicht, dass vollsynthetische Feinstrümpfe aus Nylon bzw. Perlon lange Zeit äußerst wertvolle Produkte waren, die es pfleglich zu behandeln galt. Aufbewahrt wurden sie in Strumpftaschen oder auch größeren –schachteln. Die Frauen achteten auf manikürte Nägel, um Beschädigungen an den Strümpfen zu vermeiden. Nicht selten wurden sie mit Handschuhen angefasst. Zwar stieg in den 1950er Jahre der Pro-Kopf-Verbrauch von 1,7 auf 9,3 Paar an. Allerdings lässt sich der gestiegene Verbrauch wohl eher durch die gestiegene Kaufkraft im Zuge des „Wirtschaftswunders“ erklären.


Die Firma Schulte & Dieckhoff mischte 1960 den Feinstrumpfmarkt auf: Sie gingen dazu über, ihre Strumpfhose der Marke „nur die“ in Lebensmittelgeschäften zu verkaufen statt wie bisher ausschließlich im Fachhandel. Sie kostete 1,95 Mark und damit eine Mark weniger als die günstigsten Markenstrümpfe. Bis die 1970er Jahre stieg damit auch der jährliche Verbrauch von Strümpfen und Strumpfhosen auf 27 Paar. Damit wurde das Repassieren allmählich überflüssig.


Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „Deutsche Strumpfdynastien – Maschen, Mode, Macher“


Alexandra Hilleke


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