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Grafik Industrieanlage

Pritschenwagen „Tempo-Boy“

1955

Weißer Pritschenwagen mit Aufschrift "1955" vorne

Pritschenwagen „Tempo-Boy 52“, Vidal & Sohn Tempo-Werk Hamburg, 1955, Metall, Holz, Gummi, Glas, Kunststoff, 710 kg, 420 x 165 x 170 cm, Inv.-Nr.: ob 89/2 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Tempo-Dreiräder verkörpern wie kein anderes Fahrzeug den deutschen Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Getreu dem Werbemotto „Tempo – schnell, sicher und preiswert transportieren“ knatterten sie zu Tausenden durch die Städte und über Land.


Bereits Mitte der 1920er Jahre hatte der Siegeszug der dreirädrigen Kleinstlastwagen in Deutschland begonnen. Neben Anbietern wie Borgward, Framo oder Rollfix waren besonders Max und Oskar Vidal mit ihrem Tempo-Werk in Hamburg so erfolgreich, dass der Markenname „Tempo“ für diesen Fahrzeugtyp schlechthin stand. Bäcker, Metzger, Kohlen- und Lebensmittelhändler fuhren das Tempo-Dreirad und machten es als „Lastesel des kleinen Mannes“ berühmt.


Diesem Ruf blieben die Temporäder auch nach 1945 gerecht. Bereits wenige Monate nach Kriegsende konnte das Tempo-Werk mit Genehmigung der britischen Militärverwaltung die Produktion wiederaufnehmen. Zunächst mit dem Vorkriegsmodell A 400 am Markt, setzte sich der Hersteller „Tempo“ mit seinen Produktionszahlen binnen kurzem an die Spitze der deutschen Nutzfahrzeugindustrie. Ob als dreirädriger Hanseat, der 1949 den A 400 ablöste, oder als vierrädriger Matador – die vielen verschiedenen Aufbau- und Chassistypen für die einzelnen Tempomodelle konnten fast alle Wünsche der überwiegend männlichen Kunden erfüllen.


Ab 1950 erweiterte der Tempo-Boy das Fahrzeugprogramm nach unten. Das neue Dreirad war eine abgespeckte Version des Modells Hanseat. Als Antriebsquelle diente ein Ilo-Einzylinder-Zweitaktmotor mit einem Hubraum von knapp 200 ccm und zunächst 7,5 PS. Mit diesem Modell erhob Tempo den Verzicht zur Stärke, und zwar ganz im Sinne der bisherigen Firmenphilosophie: Unsere Hauptklientel sind die vielen finanzschwachen Kleinhändler und Handwerker. Doch der Tempo-Boy erfüllte die in ihn gesetzten Erwartungen nicht; bis 1956 wurden lediglich knapp 5.600 Stück verkauft. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in der noch jungen Republik waren die Ansprüche der Kunden an Leistung und Komfort der Fahrzeuge deutlich gestiegen. Vierrad-Lieferwagen eroberten zunehmend den Nutzfahrzeugmarkt – neben den Kleintransportern von Volkswagen, Ford und anderen Herstellern auch die aus dem Hause Tempo. Die Ära der in Krisenzeiten so überaus populären Dreiräder war unwiderruflich vorbei.


Michael Gaigalat


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