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Damenfahrrad

um 1948

Damenfahrrad um 1948

Damenfahrrad, Dürkoppwerke AG Bielefeld, um 1948, Metall, Gummi, Leder, Kunststoff, Glas, 190 x 120 x 58 cm, Inv.-Nr.: eu 95/103 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Die individuelle Mobilität der Gesellschaft begann nicht mit dem Motorrad oder dem Automobil, sondern mit dem Fahrrad. Im Gegensatz zu Motorrad- oder Autofahrern, waren Radfahrer nur um den Preis körperlicher Anstrengung mobil.


Das Fahrrad wurde zwischen 1890 und dem Ersten Weltkrieg zum weit verbreiteten, alltäglichen Verkehrs- und Transportmittel, da es durch Massenproduktion vergleichsweise preiswert und zugleich einfach zu bedienen war. Fahrrad fahren konnte und kann jeder lernen und durch die Erschließung neuer Funktionen, in Sport und Freizeit hat es bis heute kaum an Bedeutung verloren.


Das Fahrrad des LVR-Industriemuseums ist ein Erzeugnis der 1876 von Nikolaus Dürkopp als Nähmaschinen-Fabrik gegründeten Dürkoppwerke AG in Bielefeld. Seine Geschichte ist, wie bei vielen Industrieprodukten, auch die Geschichte derer, die es benutzten: Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kaufte die junge Lehrerin Anneliese K. in Preußisch-Ströhen, am Rande der norddeutschen Tiefebene, auf Bezugsschein ein neues Fahrrad. Für ein Auto reichte das bescheidene Gehalt nicht, und Motorräder waren doch eher etwas für die männlichen Kollegen. Das Fahrrad leistete gute Dienste, wenn es galt, bei Wind und Wetter die Eltern der weit verstreut wohnenden Schülerinnen und Schüler zu besuchen.


Einige Jahre später brachte sich ihr Sohn auf dem schweren Gefährt selbst das Radfahren bei. Wie die meisten seiner Klassenkameraden besaß er kein eigenes Kinderfahrrad. Da der Sattel noch zu hoch für ihn war, musste er im Stehen in die Pedale treten und wenn das Rad einmal umfiel, war es für einen Sechsjährigen nicht einfach es wieder aufzurichten.


Auch nachdem Anneliese K. Anfang der 1960er Jahre in die Stadt umgezogen war, nutzte sie das Rad für Besuche bei Freunden und Verwandten und für Ausflüge mit der Familie. Allmählich aber wurde es ihr zu schwer und unhandlich, und sie legte sich ein moderneres, leichteres Rad mit allerlei modischem Chromzierrat zu. Das Alte aber verstaubte im Keller, bis es aufgrund glücklicher Umstände den Weg in die Sammlung des LVR-Industriemuseums fand.


Markus Krause


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