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Versandhauskatalog

1914

Preisliste eines Versandhauses, abgebildet ist ein Radfahrer

Versandhauskatalog „Preisliste über Deutschland Fahrräder und Nähmaschinen sowie sämtliche Radfahrer-Bedarfsartikel“, Versandhaus August Stukenbrok, Einbeck, 1914, Papier, 32,50 x 26,00 cm, Inv.-Nr.: rz 96/4 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Mit Beginn der Massenproduktion entwickelten geschäftstüchtige Händler neue Verkaufsstrategien. Die Idee des Versandhandels war geboren.


Nach Mey & Edlich in Leipzig, Versandhaus für Mode und Dinge des alltäglichen Gebrauchs, war August Stukenbrok aus Einbeck der zweite Versandhausgründer in Deutschland.


August Stukenbrok wurde 1867 in Pegestorf bei Polle an der Weser geboren. Nach seiner kaufmännischen Lehre im Textilhandel kam er nach Einbeck, wo er sich 1890 mit einer Fahrradhandlung selbstständig machte. Stukenbrok wurde ein erfolgreicher Unternehmer, denn in dieser Zeit boomte der Zweiradmarkt, da das Fahrrad sich immer mehr vom Sportfahrzeug zum individuellen Massenverkehrsmittel durchsetzte.


Das Versandhaus August Stukenbrok Einbeck (ASTE) verkaufte neben Fahrrädern und Nähmaschinen plus Zubehör auch Bedarfsartikel für Haus und Reise, Uhren, Gold- und Silberwaren, Musik-Instrumente, fotografische Apparate sowie Spielwaren und pries in verschiedenen Versandhauskatalogen „erstklassige Spezialitäten in Waffen, Munition und Jagdgeräten“ an.


Das Kerngeschäft bildeten jedoch Tourenräder, Halbrennräder sowie Damen-, Herren- und Jugendräder. Beim Zubehör bot er heute noch gängige Artikel wie Kindersitze, Sattel, Lenker, wasserdichte Wettermäntel, Schutzbrillen oder Reparaturbedarf an und darüber hinaus allerlei Kuriositäten wie Radfahrer-Feuerwerk, Hundepeitschen, Hundebomben für Radfahrer und Automobilisten sowie Schreckschusspistolen „zur wirksamen Abwehr von Hunden und zum Abschrecken von aufdringlichen belästigenden Personen“.


Die Versandhauskataloge wurden kostenlos in Deutschland und Europa verteilt. Täglich wurden etwa 2000 Pakete per Bahn nach Voraus- und Barzahlung versandt. Ende der 1920er-Jahre führte August Stukenbrok Ratenzahlung ein. 1911 zählte das Versandhaus bereits 600.000 Stammkunden.


Mit dem Ersten Weltkrieg kam auch der Versandhandel in die Krise, von der sich ASTE aber schnell erholte. 1927 verzeichnet die Firma einen Umsatz von 6,5 Millionen Mark, hatte mehrere Tochtergesellschaften und Filialen. Aufgrund der Weltwirtschaftskrise und mit dem Tode August Stukenbroks 1930 wurde die Geschäftstätigkeit 1931 eingestellt.


Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „1914 – Mitten in Europa“



Regina Weber


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