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Spendenbescheinigung der Reichs-Spinnstoff-Sammlung, 1941, Papier, 13,5 x 20 cm, Inv.-Nr.: ra 12/195 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
Vor Kriegsbeginn hatte sich die Bevölkerung Deutschlands rege an sogenannten Spinnstoffsammlungen beteiligt. Ein wesentlicher Zweck, die militärische Nutzung, wurde zunächst geleugnet. In Broschüren des Reichskommissariats findet sich vielmehr der Hinweis auf eine Kreislaufwirtschaft zur Ressourcenschonung für die Konsumgüterproduktion.
Mit dem Ende der Blitzkriege im Sommer 1941 ändert sich jedoch die Propaganda, wie diese Spendenbescheinigung deutlich zeigt. Die Reichs-Spinnstoff-Sammlung wurde vom 28. Juni bis zum 23. August 1941 durchgeführt. Unterzeichnet wurde sie vom Reichskommissar für Altmaterialverwertung Hans Heck. Tausendfach gedruckt und als Schmuckblatt gestaltet war sie Propagandamaterial für den Krieg.
In einer klaren Bildsprache wurde nun die Nutzung des Fasermaterials für die Herstellung von Uniformen thematisiert. Rechts zeigt die Karte zudem die Änderung der Sammelstrategie, die 1940 nach Einbrüchen im Sammelergebnis veranlasst worden war. Heck stellte von der Sammlung durch den Altstoffhandel auf Sammelaktionen durch Schüler um, wie an dem Jungen in HJ-Uniform und der Schülerin im modernen Miederkleid zu sehen ist. Sammelnde Kinder sollten die Akzeptanz in der Bevölkerung erhöhen.
Über die Spinnstoffsammlung 1941 hatte es große Unstimmigkeiten gegeben, bevor sie dann am 8.5.1941 durch Hitlers Stellvertreter, Rudolph Hess, genehmigt worden war. Vor allem sollte die Bevölkerung keinen Zusammenhang herstellen zwischen den Sammlungen und der neuerdings schwierigen militärischen Situation – statt neuer Siege drohten die ersten Niederlagen. Schließlich setzte man auf die „Freiwilligkeit“ der Gebenden und wollte sie nicht verunsichern.
Und ein anderer wichtiger Zweck der Sammlungen sollte in der Propaganda bewusst unterschlagen werden: Die fingierten großen Sammelergebnisse dienten auch wesentlich dazu, die Herkunft von Kleidern aus den Konzentrationslagern zu vertuschen. So konnten die Textilien der Ermordeten unerkannt zurück in den deutschen Markt gebracht werden.
Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „Glanz und Grauen - Mode im Dritten Reich“
Claudia Gottfried, Martin Schmidt
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