Nagelbild mit Adlerkopf, Entwurf: Edmund Körner, Schulwandtafelfabrik Gottfried Glasmachers, Essen, 1914/1917, Holz, Metall, 71 cm Ø, Inv.-Nr.: rz 00/1670 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
Während des Ersten Weltkriegs riefen staatliche und kommunale Stellen sowie ehrenamtliche Vereine verstärkt zu Spendenaktionen für Kriegsgeschädigte und für Hinterbliebene auf. Alle Teile der Bevölkerung waren aufgefordert sich nach ihren Möglichkeiten zu beteiligen.
Seit 1916 waren zunehmend auch Schulen angehalten sich für karitative Zwecke einzusetzen. Durch das Anfertigen von Nagelbildern wurde Geld für Waisenkinder gesammelt und das bürgerschaftliche Engagement für die Waisenfürsorge gefördert. Ziel der Spendensammlung war den Kriegswaisen Erziehungsbeihilfen, Schulgelder, eine Heimunterbringung oder die Aufnahme in eine Familie zu ermöglichen und sie einer Berufsausbildung zuzuführen.
Ein von Essener Lehrern gegründeter Verein, der „Jugendspende für Kriegswaisen e.V.“, ließ nach Vorlagen „Kriegswahrzeichen“ auf vorgelochte Bretter malen. Allein 1916 waren das 20.000 Schilder, zum Teil nach Entwürfen bekannter Künstler wie den Düsseldorfer Akademieprofessoren Edmund Körner, Josef Huber und Carl Ederer. Neben der Informationsbroschüre mit den Entwürfen stellte der Verein kostenlos Holzschilder, Hammer und Nägel zur Verfügung. In der Schule wurden dann die Schilder an die Wand gehängt. Pro Nagel sollten von den Schülern 2 Pf. für schwarze Nägel, 5 Pf. für Goldnägel und 10 Pf. für die größeren Randnägel gespendet werden.
Das Nagelbild des LVR-Industriemuseums ist nach einer farbigen Vorlage von Edmund Körner entstanden, kann aber keiner Schule zugeordnet werden. Es wurde erst 1917 angefertigt, als die Spendenaktionen aufgrund der Kriegsereignisse und sozialen Lage der Bevölkerung eingestellt wurden. Im sogenannten Steckrübenwinter 1916/17 war die Not so groß, dass kaum Spendenbereitschaft vorhanden gewesen sein dürfte. Die bisher bekannten Kriegswahrzeichen mit Adlerkopf und Schlange tragen das Datum 1916.
Das Nagelbild des Museums blieb unvollendet. Fast 1.000 Schüler haben an dem Nagelbild mitgearbeitet. Nahezu alle Nägel zu 10 Pf. und zu 0,05 Pf. wurden verbraucht, so dass etwa die Hälfte der vorgesehen Spendeneinnahmen erzielt wurden. Geplant waren 3.570 Nägel und eine Spende von 99,40 Mark.
Das Motiv zeigt in leuchtenden Farben einen schwarzen Adler mit rotem Schnabel, der mit einer gelben Schlange kämpft. Der Hintergrund in Grün. Der mit der Schlange kämpfende Adler bedeutet den Sieg des Lichts über die Finsternis. Auch ist der Adler das Symbol der Macht, der hier das Böse bekämpft. Die Nägel wurden nach dem Einschlagen koloriert. Auf der Rückseite des Schildes sind der frühere Besitzer, das Datum 1950 und die Restaurierung 1978 vermerkt.
Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „1914 – Mitten in Europa“
Regina Weber
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