Sammelmappe für Bezugskarten, Geldscheine und Ausweise, Sammelmappe für Reichskleiderkarte, 1940 - 1946, Papier, Pappe, Gummi, 17,5 x 13 cm,16 x 12 cm, Inv.-Nr.: bg 11/3, bg 11/4.1 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
Die Rationierung der Güter des alltäglichen Lebens begann bereits mehrere Tage vor Beginn des Zweiten Weltkriegs und brachte alltägliche Konsummuster aus dem Gleichgewicht. Die beschränkten Einkaufsmöglichkeiten für 14 Warengruppen, von Grundnahrungsmitteln bis Kleidung, verlangten fortan das Haushalten mit unterschiedlichen Bezugskarten- und Nachweisen. Da ein Verlust der Karte die Einkaufsmöglichkeiten weiter beschränkte, gab es Bezugsschein-Schutztaschen.
In der „Sammelmappe für Bezugskarten“ werden die Karten zusätzlich durch ein Gummiband in der Mappe gehalten, so dass sie nicht so schnell verloren gehen. Hier findet sich auch der Hinweis, dass es eine „selbstverständliche Pflicht“ ist, die Kartentasche bei Verlust an die eingetragene Adresse weiterzuleiten. Der weitgehende Verzicht auf Frakturschriften lässt eine Datierung in die Jahre 1940/41 oder später zu. Aufgrund des guten Erhaltungszustandes ist es unwahrscheinlich, dass die damalige Besitzerin, Erna Bergert, die Schutztasche intensiv gebraucht hat.
Eine exklusive Schutztasche für die Reichskleiderkarte gab das Textilhaus Buddeberg in Bielefeld an seine Kunden ab, ziert doch die Werbung für das Bielefelder Kaufhaus die Innenseite: „Den höchsten Wert für jeden Punkt“. Gerade dieses Stück wirft jedoch Fragen auf, da sich eine Datierung schwierig gestaltet – passt es doch von der Typographie eher in die Nachkriegszeit. Die Beschriftung mit „Reichskleiderkarte“ deutet aber einen Entstehungskontext zu Zeiten des NS-Regimes an, die 5. Reichskleiderkarte für Kinder und Jugendliche behielt allerdings bis Dezember 1945 ihre Gültigkeit, Karten für Säuglinge und werdende Mütter bis 1946.
Die „Sammelmappe für Bezugskarten“ zeigt die Auswirkungen der Kriegsrationierungsmaßnahmen an der „Heimatfront“ auf den Alltag der Menschen – nahezu kein Bereich des Konsums war frei davon, der Kauf war an das Vorzeigen eines Ausweises gebunden. Die Schutztasche für die Reichskleiderkarte des Textilhauses Buddeberg veranschaulicht, wie sich neue Bedingungen des Konsums und Werbung verbinden.
Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „Glanz und Grauen - Mode im Dritten Reich“
Nils Bennemann
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