Foto (Repro von Glasnegativ) „Stahlhaus in der Oskarstraße in Sterkrade“, 1928, 24 x 30 cm, Inv.-Nr.: ah g/7129 © LVR-Industriemuseum
„Gib mir einmal den Magneten, ich möchte ein Bild aufhängen!“ So könnte man es sich vorstellen, wenn die Wände eines Hauses aus Stahl wären.
Wohnhäuser aus Stahl, mit Wänden aus Blechen und einer zusätzlichen Isolierung, sind in Deutschland recht selten. Diese industriell produzierten Wohnhäuser setzten sich nicht durch, auch wenn in den 1920er und 1930er Jahren zeitweise heftig über sie diskutiert wurde.
Erste Stahlhäuser entstanden im 19. Jahrhundert in Großbritannien, blieben jedoch Ausnahme im Wohnungsbau. Erst unter dem Eindruck der Absatzkrise auf dem internationalen Stahlmarkt ab den 1920er Jahren wurden zunächst in Großbritannien, dann aber auch in Deutschland die Pläne wieder aufgegriffen. In Deutschland warb vor allem die Düsseldorfer Beratungsstelle für Stahlverwendung - eine von der deutschen Eisen- und Stahlindustrie gegründete Institution zur Förderung des Stahlabsatzes - für den Bau von Stahlhäusern.
Gegen Ende der 1920er Jahre entstanden unterschiedliche Systeme zum Bau von Kleinwohnhäusern aus Stahl. Zwischen 1927 bis 1929 baute die Stahlhaus GmbH, eine Tochtergesellschaft der Vereinigte Stahlwerke AG - zu diesem Zeitpunkt der zweitgrößte Stahlhersteller der Welt -, die ersten Wohnhäuser als Stahllamellenbauten.
Auch der Gutehoffnungshütte Aktienverein (GHH) in Oberhausen nahm im Sommer 1927 Überlegungen zum Serienbau von Wohnhäusern aus Stahl auf. Mitarbeiter wurden zu Entwürfen animiert, ohne jedoch zunächst überzeugende Lösungen zu liefern. Ende des Jahres lag ein ausführbarer Plan vor. In Absprache mit dem Werk Gustavsburg der GHH, das ein Wohnhaus für Angestellte plante, begann in Oberhausen-Sterkrade die Vorbereitung eines Arbeiterhauses. Finanzmittel wurden aber erst im Sommer 1928 frei gegeben, was eine gewisse Skepsis in der Unternehmensleitung gegenüber den Plänen vermuten lässt. An der Oskarstraße in Oberhausen-Sterkrade entstand bis Januar 1929 ein Probehaus. Es bestand, wie die überlieferten Grundrisszeichnungen zeigen, aus Keller, Erdgeschoss und teilausgebautem Dachgeschoss auf einem quadratischen Grundriss.
Die Gutehoffnungshütte ließ den Bau des Hauses in verschiedenen Stadien fotografieren. Offensichtlich wollte man die Versuche mit einem Wohnhaus aus Stahl dokumentieren und Werbematerial besitzen. Allerdings lief der Absatz eher schleppend. Nur wenige Häuser wurden verkauft und schon im Verlauf der dreißiger Jahre die Produktion wieder eingestellt.
Zwar boten neben den genannten Firmen weitere Unternehmen Stahlhäuser an und einige wenige Siedlungen wurden auch errichtet, doch war der Bau von Kleinwohnhäusern aus Stahl in der zweiten Hälfte der 1940er Jahre weitgehend abgeschlossen. Auch wenn später weitere Pläne zum Bau entsprechender Häuser entstanden, kamen die Firmen doch nie über den Bau von Einzelhäusern hinaus.
Burkhard Zeppenfeld
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