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Grafik Industrieanlage

Arbeitsschauuhr

1928 – 1935

Gehäuse eines Arbeitszeitmessgeräts

Kontrolluhr, Kienzle Arbeitsschauuhr nach einem Patent von Prof. Dr. Poppelreuter, Kienzle Taxameter und Apparate AG, Villingen, 1928 – 1935, Holz, Metall, Glas, Leder, Papier, 27 x 20 x 11 cm, Inv.-Nr.: eu 92/42 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Die Einführung der wissenschaftlichen Betriebsführung bedeutete für Unternehmen und ihre Mitarbeiter einen enormen Umbruch. Durch Arbeits- und Zeitstudien konnte erstmals Arbeit exakt gemessen und kalkuliert werden.


Nach Methoden der amerikanischen Ökonomen Taylor und Gilbreth wurden im Deutschland der 1920er Jahre Arbeits- und Zeitstudien zur Rationalisierung von Mensch und Maschine durchgeführt. Vertreter aus der Betriebswirtschaft, dem Ingenieurwesen, der Psychologie sowie Psychotechnik und Medizin entwickelten dazu Messinstrumente und psychotechnische Prüfverfahren, um die Eignung von Mitarbeitern festzustellen.


Walther Poppelreuter, Professor an der Universität Bonn und RWTH Aachen, entwickelte um 1922 einen Mechanismus für eine Arbeitsschauuhr. Bis Ende der 1920er Jahre reichte er mehrere Patente zur Messung von Arbeits- und Maschinenzeiten ein.


Die Gehäuse und Mechanik für das Patent von Prof. Dr. Poppelreuter wurden von dem Uhrenproduzenten Jakob Kienzle in Schwenningen gefertigt, aus dem 1928 die Kienzle Taxameter und Apparate AG in Villingen unter der Leitung seines Sohnes Herbert Kienzle hervorging.


Die Arbeitsschauuhr ist ein Zeitregistriergerät, mit dem Arbeitsprozesse gemessen werden. Sie besteht aus einem Uhrwerk in einem Holzkasten mit Tragegriff aus Leder und einer Papierrolle zur Aufzeichnung von Diagrammen. Die Arbeitsschauuhr funktioniert elektromechanisch. Sie wird am Arbeitsplatz aufgestellt und an die Maschine angeschlossen. Bei Beginn und Ende der Arbeit wird das Gerät von einem „Beobachter“ ein- und ausgeschaltet. Ein Stift registriert die Messergebnisse auf der Papierrolle.


Die Arbeitsschauuhr wurde zum Beispiel zur Eignungs- und Leistungsuntersuchung von „Schreibmaschinistinnen“ eingesetzt. Hier konnte der Apparat Zitterbewegungen beim Schreiben feststellen. Die Interpretation der Kurve oblag den zuständigen Psychotechnikern in den jeweiligen Betrieben. Psychotechnische Untersuchungen wurden vor allem in großen Betrieben und Universitäten durchgeführt.


Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „1914 – Mitten in Europa“



Regina Weber


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