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Grafik Industrieanlage

Möllertrauben

1981 – 1982

Gemisch aus Koks, Eisenerz und Kalk in einer Trauben-ähnlichen Form

Möllertrauben, Mannesmann Röhrenwerke AG, Duisburg-Huckingen, 1981 - 1982, Koks, Eisenerz, Kalk, erschmolzenes Eisen, 320 x 125 x 190 cm und 170 x 244 x 230 cm, Inv.-Nr.: ob 91/845.1-3 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

„Möller" nennt man das Gemisch aus Eisenerz, Koks und Kalk, aus dem im Hochofen bei Temperaturen von bis zu 1.600 Grad Roheisen erschmolzen wird. Diese „Möllertrauben" sind eine kleine technikhistorische Sensation, denn nur durch ein Anfang der 1980er Jahre durchgeführtes wissenschaftliches Experiment der Mannesmann Röhrenwerke AG in Duisburg-Huckingen (heute Hüttenwerke Krupp Mannesmann GmbH) wurde es möglich, in das Innere eines Hochofens zu blicken.


Ziel des Experimentes war es, die Vorgänge im Hochofen genauer kennen zu lernen. Zu diesem Zweck wurde der Hochofen mit Proben unterschiedlich aufbereiteter Erzsorten beschickt und der Schmelzprozess eingeleitet. Anschließend wurde er ausgeblasen und sein Inhalt mit Hilfe von Stickstoff abgekühlt. Durch die Abkühlung bildeten sich „Trauben" aus Koks, Erz, Zuschlägen und ersten Eiseneinschlüssen, die mit Kunstharz stabilisiert wurden.


In England war es bereits Mitte des 18. Jahrhunderts gelungen, durch den Einsatz von Steinkohlenkoks hochwertiges Roheisen zu erzeugen. Ungefähr zur gleichen Zeit wurde im Ruhrgebiet auf der St. Antony-Hütte in Oberhausen das erste Eisen erschmolzen, allerdings mit Holzkohlen.


Obwohl die Welt nach Eisen und Stahl verlangte, gelang es dem Techniker Julius Römheld erst um1850 auf der Friedrich-Wilhelms-Hütte in Mülheim an der Ruhr, Roheisen mit Steinkohlenkoks zu erschmelzen. Auch wenn der Ofen aufgrund technischer Probleme wieder ausgeblasen werden musste, war der Grundstein für die Produktion von wettbewerbsfähigem Roheisen im Ruhrgebiet gelegt: 1857 wurden im Ruhrrevier bereits 25 Hochöfen mit Koks betrieben. 1866 betrug der Anteil des Ruhrgebiets an der gesamten deutschen Roheisenproduktion schon 30 Prozent. Heute stehen im Ruhrgebiet nur noch in Duisburg aktive Hochöfen, andere sind abgebaut und nach China verschifft wie jener der Westfalenhütte in Dortmund oder musealisiert worden wie in der Henrichshütte in Hattingen.


Christine Ferreau


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