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Kommunionkleid aus Fallschirmseide, 1946 - 1947, Kunstseide, 75 x 65 cm, Inv.-Nr.: ra 12/178 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
In der katholischen Kirche ist die Erstkommunion bis heute ein feierlicher Akt. Mädchen tragen zu diesem Anlass ein weißes Kleid und sind mit weißen Schuhen, Strümpfen, Blütenkranz und Kerze ausgestattet. Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges und in den Nachkriegsjahren war es jedoch schwer, eine solche Ausstattung zu bekommen.
Das Kleid ist ein typisches Mädchenkleid der 1940er Jahre: leicht gerafftes Oberteil, ausgestellter Rock und Puffärmel. Es ist langärmelig und hochgeschlossen mit rundem Ausschnitt. Am Rücken und an der Seite ist es mit kleinen, bezogenen Knöpfen zu schließen. Das Kleid ist Weiß, ein Symbol für Reinheit. Dies ist ein zentraler Aspekt für die Erstkommunion. Denn um frei von Sünden zu sein, erfolgt zuvor und erstmalig die Beichte. Am Tag der Erstkommunion nehmen die Kinder dann am Abendmahl teil.
Das Besondere an dem Kleid des LVR-Industriemuseums ist sein Stoff. Es handelt sich um Kunstseide aus Fallschirmen. Die stabile und feste Kunstseide zeichnet sich dadurch aus, dass sie leinenbindig gewebt ist. Kette und Schuss wurden sehr fest angeschlagen. Dadurch entstand ein weitgehend luftundurchlässiger und wasserdichter Stoff, wie er für Fallschirme benötigt wurde. Für Kleidung sind das wiederum unangenehme Trageeigenschaften.
Die Fallschirme, oft von abgestürzten oder auch abgeschossenen Soldaten, wurden in den Wäldern gefunden und in Gemeinschaftsarbeit auseinandergetrennt. Schließlich ergab ein Schirm eine große Menge Stoff. Dabei wurden die einzelnen Seidenschichten voneinander gelöst, die Schnüre und fest gezwirnten Garne der Nähte sorgfältig aufgewickelt und wieder verwendet.
Das Kommunionkleid ist ein spannungsreiches Objekt: Jene, die das Fest der Erstkommunion feierten, konnten nicht wissen, welches Schicksal mit dem Stoff verbunden war. Der Wunsch, die Erstkommunion rein zu begehen, stand im Widerspruch zu der vermutlichen Herkunft des Stoffes. Darüber hinaus war das Kleid aus Fallschirmseide ein Recyclingprodukt, das in den letzten Kriegsjahren und in der Nachkriegszeit zum begehrten Luxusgut wurde.
Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „Glanz und Grauen - Mode im Dritten Reich“
Claudia Gottfried
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