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Kleiderbügel aus Garnhülsen und Draht

1930 – 1959

Selbstgemachter Kleiderbügel aus Draht und Holz

Improvisierter Kleiderbügel aus Garnhülsen und Draht, 1930 - 1959, Metall, Textil, Papier, 13 x 38 cm, Inv.-Nr.: eu ws/408 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Ressourcen knapp. Der Kleiderbügel wurde von Arbeitern der Tuchfabrik Müller aus Produktionsabfällen hergestellt.


Der „Wohlstand für alle“, den Wirtschaftsminister Ludwig Erhardt 1957 propagierte, erreichte keineswegs schlagartig und flächendeckend die Gesellschaft. Sparen, ausbessern, reparieren und improvisieren war ganz selbstverständlich.


Bei der Inventarisierung der Tuchfabrik Müller in Euskirchen wurde dieser selbstgemachte Kleiderbügel gefunden. Die Arbeiter der Tuchfabrik verwendeten gerne, was bei der Produktion übrigblieb. Sie bogen einen Draht zu einem Bügel mit einer Öse zum Aufhängen, schoben an den Enden Garnhülsen auf und befestigten diese mit einer Spindelschnur. In der Weberei hängen noch heute mehrere solcher Bügel, die sich die Arbeiter selbst zusammengebogen haben.


In der Tuchfabrik Müller befinden sich noch viele andere Objekte aus wiederverwerteten Materialien. Der Buchhalter hat zum Beispiel im Kontor eine Papphülse zum Federhalter umfunktioniert. Eine Spiegelscherbe wurde zur Überprüfung der Frisur genutzt. Eine Arbeitsjacke wurde hundertfach geflickt und am Ende noch als Unterlage bei Arbeiten auf dem Boden verwendet.


Insgesamt waren bis in die 1950er Jahre Lebensstandard, Einkommens- und Besitzverhältnisse völlig anders als heute. Nehmen wir noch einmal das Beispiel der Tuchfabrik in Euskirchen-Kuchenheim: Keiner der Arbeitskräfte der Tuchfabrik Müller trug eine Armbanduhr, keiner hatte einen PKW. Sie kamen zu Fuß oder mit dem Fahrrad aus nächster Nähe zur Arbeit.


Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „Must-have. Geschichte, Gegenwart, Zukunft des Konsums“


Wiebke Hemme


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