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Zinkengel, um 1900, Zink, 93 x 30 x 30 cm, 84 x 30 x 30 cm, Inv.-Nr.: ob 94/607, ob 94/608 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
Putten, wie die kleinen nackten Engel auch genannt werden, hatten ihre Blütezeit im Barock. Unsere beiden Figuren stammen jedoch aus der Gründerzeit, in der Stilimitate aus allen Epochen der Kunst dominierten.
Bekannt sind Zinkprodukte den meisten noch als graue Badewannen, Eimer, Gießkannen und Mülleimer. Sein günstiger Preis machte Zink aber auch zum idealen Ersatzmittel in Kunst und Architektur, zum Beispiel anstelle von Bronze für Skulpturen.
Zunächst wurde im 18. Jahrhundert Zink zu Blechen gewalzt oder mit Kupfer zu Messing verarbeitet. Die erste Zinkgießerei eröffnete Philipp Conrad Moritz 1832 in Berlin. Er beeindruckte die Öffentlichkeit mit Statuen, architektonischen Bauteilen und Zierornamenten aus Zink. Anerkennung fand er durch den preußischen Architekten Carl Friedrich Schinkel, der den Guss dünnwandiger Einzelteile, die dann zu vollplastischen Figuren verlötet wurden. Bei seinen Bauten verwendete Schinkel auch Produkte aus der Geiss`schen Fabrik. Zahllose Kataloge überliefern eine Fülle von Schmuckelementen und Gestalten aus Zink, die in Berlin, aber auch in München und Wien hergestellt wurden. Als Statuetten und Statuen sind sie noch heute auf Friedhöfen oder in den Gärten der preußischen Residenzen zu finden.
Häufig lagen den Figuren Zeichnungen bekannter zeitgenössischer Architekten wie Ludwig Persius oder Schinkel zugrunde. Durch den Guss konnten sie schnell, preiswert und in hohen Stückzahlen hergestellt werden. Um die „billige“ graue Anmutung des Materials zu überdecken, wurden sie gestrichen, durch Galvanisieren mit Bronze überzogen oder vergoldet und oft auch so behandelt, dass sie Sandstein, Marmor oder Holz vortäuschten. Dadurch gewannen die Figuren den schönen Schein eines „edleren“ Charakters und befriedigten das Repräsentationsbedürfnis der Käufer.
Claudia Bruch
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