Gemälde „Industrielandschaft mit Blick auf Essen-Stoppenberg und Zeche Friedrich Ernestine“, Ria Picco-Rückert, Öl auf Hartfaserplatte, 1948, 54 x 43 cm, Inv.-Nr.: rz 15/521 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
Mit dem Blick auf Essen-Stoppenberg schuf Ria Picco-Rückert eine Symbiose zwischen Industrie- und Landschaftsmalerei.
Als die Künstlerin Ria Picco-Rückert 1948 das Bild mit Blick auf Essen-Stoppenberg und der Zeche Friedrich Ernestine malte, wählte sie ihren Blickwinkel nordöstlich der Anlagen, die Zeche Zollverein im Rücken. Picco-Rückert hatte sich mit Auftragsarbeiten großer Unternehmen einen Namen gemacht, jedoch umfassten ihre künstlerischen Arbeiten auch Porträts von Menschen aus ihrem persönlichen Umfeld und idyllische Landschaften. Schon während ihres Studiums beschäftigte sie sich mit der Landschaftsmalerei, der sie sich in ihren letzten Lebensjahren wieder intensiver widmete.
Das Gemälde mit Blick auf Essen-Stoppenberg und der Zeche Friedrich Ernestine im Hintergrund ist eine freie künstlerische Arbeit, die sich nicht eindeutig als Industrielandschaft einordnen lässt. Vielmehr wird eine Kulturlandschaft mit unbefestigten Wegen dargestellt. In der Landschaft stehen vereinzelt Häuser und am Wegesrand sogar eine Straßenlaterne. Im Hintergrund sieht man den Stoppenberg mit den historischen Gebäuden St. Nikolai und der Stiftskirche sowie die Silhouette moderner Industrieanlagen. Es handelt sich um die Zeche Friedrich Ernestine, die sich in Rauch gehüllt farblich mit dem Himmel verbindet.
Das Steinkohlebergwerk wurde 1871 von der Familie Stinnes als Gewerkschaft Friedrich Ernestine gegründet und gehörte als solche ab 1920 zur Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerks AG (RWE). In dieser Zeit vervielfachte sich die Einwohnerzahl von Stoppenberg, da die Bewohner in der Zeche Friedrich Ernestine und in der nahegelegenen Zeche Zollverein Arbeit fanden. Trotz des Bevölkerungswachstums blieben bis nach dem Zweiten Weltkrieg weite Flächen um den Stoppenberg zur landwirtschaftlichen Nutzung unbebaut.
Ria Picco-Rückert bewahrte mit ihrem Bild ein Flecken einer idyllischen Kulturlandschaft, der heute nicht mehr existiert. Und so wenig der Betrachter das Bild eindeutig der Industriemalerei zuordnen kann, so unbestimmt ist sein Titel. In einem Katalog heißt es „Essen-Stoppenberg: Blick auf St. Nikolaus, Stiftskirche und Zeche Ernestine“, im LVR-Industriemuseum wird es als "Industrielandschaft mit Zechen / Blick auf Essen-Stoppenberg" bezeichnet.
Regina Weber
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