Betriebsferien: Alle Schauplätze des LVR-Industriemuseums sind vom 23.12.2024 bis einschließlich 1.1.2025 geschlossen.
Trinkgläser „Modell Wertheim“, Entwurf: Peter Behrens, Kristallglasfabrik Benedikt von Poschinger, Oberzwieselau, 1902, Glas mit Goldrand, Wasserglas (13,5 x 7 cm Ø), Bierglas (11,5 x 6 cm Ø) und Madeiraglas (13 x 5,8 cm Ø), Inv.-Nr.: rz 00/2363, rz 00/2364, rz 00/2365 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
Um 1900 warben Warenhäuser mit Ausstellungen für modernes Wohnen. Die Werbemaßnahmen sollten einen möglichst breiten Kundenkreis ansprechen.
Um die Jahrhundertwende entstanden unter dem Einfluss der Reformbewegung ein neues soziales Bewusstsein und mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der Wunsch breiterer Bevölkerungsschichten nach Teilhabe an Konsum. Nach dem Vorbild der Arts and Crafts-Bewegung setzten sich Künstler und Architekten zum Ziel, den Markt der alltäglichen Dinge nicht allein der Industrie und Massenproduktion zu überlassen. Der Handel setzte darauf, dass sich (form-)schöne Waren besser verkauften.
So veranstaltete das Berliner Kaufhaus Wertheim 1902 die Verkaufsausstellung „Moderne Wohnungs-Kunst“, in der elf Musterzimmer für reformiertes Wohnen zu sehen waren. Wertheim hatte eigens Kurt Stoeving als künstlerischen Leiter engagiert, der ästhetisch hochwertige Einrichtungsgegenstände zu bezahlbaren Preisen anbieten wollte.
Mit dem Speisezimmer wurde der Jugendstil- und Industriedesigner Peter Behrens (1868 – 1940) beauftragt. Er gestaltete ein Gesamtkunstwerk mit Möbeln, Wandverkleidung, Textilien, Lampen, Tafelservice, Gläser und Besteck.
Im LVR-Industriemuseum befinden sich drei Gläser des neunteiligen Gläsersatzes aus dem Wertheim-Service. Passend zur übrigen Einrichtung hatte Behrens eine zylindrische Form gewählt. Die Gläser haben einen leicht nach außen gebogenen Rand und sind mit einem breiten Goldband verziert. Produziert wurden sie in der Kristallglasfabrik Benedikt von Poschinger im bayrischen Oberzwieselau. Behrens hatte schon 1898 Glasentwürfe mit Poschinger realisiert.
Das Unternehmen arbeitete zu dieser Zeit zunehmend mit externen Designern zusammen. Die Glashütte der Familie Poschinger wurde bereits 1568 gegründet und produzierte trotz ihrer Bezeichnung „Kristallglasfabrik“ als Manufaktur. Die Firma garantierte eine hohe Qualität und stellte kleine Auflagen her. Die Wertheim-Gläser wurden wie andere Entwürfe von Peter Behrens im Laufe der letzten hundert Jahre mehrfach kopiert. Ein Großteil der Originale ist nur noch in privaten und Museumssammlungen zu finden.
Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „1914 – Mitten in Europa“
Regina Weber
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