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Grafik Industrieanlage

Eisenhütte der Hüttenwerke Oberhausen

1951

Gemälde einer Industriebaute

Gemälde „Eisenhütte I der Hüttenwerke Oberhausen AG (HOAG)“, Ria Picco-Rückert, 1951, Öl auf Leinwand, 137 x 118 cm (gerahmt), Inv.-Nr.: rz 04/303 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Als 1951 Ria Picco-Rückert das Bild malte, war die Hüttenwerke Oberhausen AG gerade neu aus der Gutehoffnungshütte (GHH) entstanden.


Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs spaltete die Britische Besatzungsmacht den Großkonzern Gutehoffnungshütte (GHH) in verschiedene Sektoren auf. Aus dem Bereich Eisen- und Stahlerzeugung der GHH wurde 1951 die Hüttenwerke Oberhausen AG (HOAG).


Zur selben Zeit malte Ria Picco-Rückert (1900-1966) das Hochofenwerk I der „neuen“ HOAG. Es handelt sich um eine Auftragsarbeit des Unternehmens. Die Malerin hatte gute Kontakte zu hochrangigen Vertretern der Industrie, insbesondere im Ruhrgebiet. Über familiäre Kontakte lernte sie Paul Reusch, Generaldirektor der GHH und Kunstliebhaber kennen, der ab 1930 mehrere Auftragsarbeiten an Picco-Rückert vergab.


Die Neuordnung der GHH bedeutete 1951 einen Neuanfang für die HOAG, deren Werksanlagen nach dem Krieg wieder auf- und ausgebaut wurden. Mit Arbeitsdirektor und Gewerkschafter Karl Strohmenger (1899-1974) änderte sich auch die Unternehmenskultur. Strohmenger trat für die Montanmitbestimmung ein, das heißt für die Beteiligung von Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat. Für den Nachfolger von Paul Reusch und GHH-Konzernchef Hermann Reusch (1896-1971) wäre dies undenkbar gewesen.

Das Gemälde entstand also in einer Zeit des Wandels. Im Zentrum des Gemäldes steht der monumentale Hochofen zur Aufbereitung des Eisenerzes. Dem hell leuchtenden Feuer des Ofens werden die aufsteigenden weißen Rauchschwaden gegenübergestellt. Bahnen fahren hin- und her. Der farbige Himmel ist voller Rauch und Quellwolken. Die Besonderheit des Bildes liegt in der Dynamik und in den Kontrasten. Die Eisenhütte steht fest wie ein Fels in der Brandung. Feuer, Rauch und Wolken bringen Bewegung ins Bild. Den Braun- und Grautönen werden farbige Flächen entgegengesetzt. In „Eisenhütte I der Hüttenwerke Oberhausen AG“ setzt Ria Picco-Rückert stärker als in vergleichbaren Bildern der 1940er Jahre die Eisen- und Stahlindustrie in Szene. Ohne deren Produktivität hätte es das „Wirtschaftswunder“ der frühen Bundesrepublik nicht gegeben.


Ria Picco-Rückert, geboren als Margarete Maria Rückert in Nürnberg, studierte ab 1917 an der Kunstgewerbeschule Nürnberg, an den Akademien Stuttgart und Wien sowie an der Kunsthochschule Weimar, wo sie 1926 mit dem Lehramt für den Kunstunterricht an höheren Schulen abschloss. Neben idyllischen Landschaften malte sie Porträts und wandte sich der Industriemalerei zu, die ihr ein gutes Einkommen sicherte. Auch im Nationalsozialismus stellte sie erfolgreich aus und hatte Käufer bis in die höchsten politischen Kreise. Sie verstarb 1966 in Nürnberg. Zahlreiche Aquarelle, Zeichnungen und Gemälde befinden sich heute in Museen und Galerien.


Regina Weber


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