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Grafik Industrieanlage

Reidermaschine

1930 – 1939

Reidermaschine zur Fertigung von Taschenmessern

Reidermaschine, Eigenbau des Heimarbeiters Oswald Kratz, 1930 - 1939, Solingen, Metall, 175 x 180 x 110 cm, ca. 500 kg, Inv.-Nr.: sg 95/57 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Die Solinger Heimarbeiterwerkstätten zeichneten sich dadurch aus, dass auf engstem Raum oftmals Tätigkeiten von mehreren Personen gleichzeitig ausgeführt werden konnten. Auf diese Weise war jede Werkstatt optimal auf die Heimarbeiter zugeschnitten.


Die ausgeklügelte Fertigungseinheit mit zentraler Antriebswelle stand im Zentrum einer kaum zehn Quadratmeter großen Heimarbeiterwerkstatt. Die Maschine war von allen Seiten zugänglich. Bohren, Fräsen, Sägen, Schleifen und Polieren konnten nacheinander im Rundlauf um die Maschine erledigt werden. Bei größeren Aufträgen war es möglich, dass zwei Personen gleichzeitig an der Maschine arbeiteten.


Als Federmesserreider war der Heimarbeiter Oswald Kratz für die Montage von Taschenmessern aus vielen vorgefertigten Einzelteilen, die zum Teil erst in seiner Werkstatt entstanden, zuständig. Hierbei waren verschiedene Arbeitsgänge wie Bohren oder Schleifen erforderlich, die mit Hilfe von Maschinen ausgeführt wurden. Daher kombinierte Oswald Kratz die verschiedenen Maschinen in seiner Eigenkonstruktion platzsparend und mit einem einzigen Antrieb zu einem regelrechten Bearbeitungszentrum.


Nach und nach wurden Verbesserungen vorgenommen: störende Ecken an der Arbeitsplatte wurden abgesägt und erleichternde Führungsschienen oder Vorrichtungen wurden nachträglich montiert. Auch veränderte Fertigungsmethoden zogen Umbauten an der Reidermaschine nach sich. Kleinteile, die bei der Arbeit an der Reidermaschine schnell zur Hand sein mussten, befanden sich in kleinen Schubfächern, die unter der Arbeitsplatte angebracht waren. Zur Maschine gehörte eine Reihe von Zusatzwerkzeugen, zum Beispiel erforderte die Vielzahl verschiedener Messertypen immer wieder eine Anpassung der Haltevorrichtungen. Handelsübliche Schraubenschlüssel konnten bei Reparaturen an der Reidermaschine häufig nicht eingesetzt werden. Oswald Kratz hatte deshalb eigenes Werkzeug für „seine“ Reidermaschine angefertigt.


Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „erfindungsreich – Eigenbauten und Flickwerk“


Jochem Putsch


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