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Geldschein-Attrappen, China, 2016, Papier, 3 x 21 x 10 cm, Inv.-Nr.: bg 16/5, bg 16/8, bg 16/9 © LVR-Industriemuseum, Foto: Annette Hiller
Geld und Geldattrappen spielen in China eine zentrale Rolle unter den Opfergaben für die Ahnen. Nach dem chinesischen Ritual zum Tod von geliebten Menschen werden Dinge, die der Verstorbene für ein gutes Leben im Jenseits braucht, ihm in Form von Nachbildungen aus Papier gesandt.
Geld und Geldattrappen werden in China verbrannt und nehmen dabei den Weg in die Welt der Toten. Gemäß der Schätzung einer großen chinesischen Zeitung geben die Chinesen jährlich zum Qingming-Totenfest am 5. April 60 Milliarden Renminbi, etwa acht Milliarden Euro, für Papiergeldopfer und Räucherwerk aus.
Die Geldattrappen werden auch „Höllenbanknoten“ oder „Geister-, Jenseits- oder Scheingeld“ genannt. Ein Großteil dieser Geldscheine spiegelt dem ersten Anschein nach fast originaltreu die aktuell geltende Währung wider. Bei genauerem Hinsehen erkennt man jedoch Werte mit Phantasieniveau. Auf fast allen Geldscheinen findet sich das Porträt des „Großen Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Chinas“ Mao Zedong (1893–1976). Wie bei allen Höllenbanknoten wird angegeben, dass die Geldscheine von der „Himmel- und Erdbank“, der „Paradies-Bank“ oder der „Bankgesellschaft für den Jenseits-Geldverkehr“ gedruckt und in Umlauf gebracht worden sind. Bei dem Wasserzeichen handelt es sich in der Regel um das groß gedruckte Schriftzeichen 發 (sich entwickeln, gedeihen), das auf den originalen Banknoten fehlt. Auch die beiden kleinen roten Siegel des Bank-Präsidenten, dem Jadekaiser Yu Huang, und des Vize-Präsidenten, dem Jenseitskönig Yan Luo, sind auf allen diesen Jenseits-Papiergeldscheinen zu erkennen. Die Geldschein-Nummern spielen wiederum mit den Glückszahlen der Zahlenmystik.
Die Geldattrappen gibt es in verschiedenen Ausführungen. So werden auf manchen Scheinen die vier Gründerpersönlichkeiten der Volksrepublik China Mao Zedong, Zhou Enlai, Liu Shaoqi und Zhu De abgebildet, auf anderen werden ein Bild eines Arbeiters, einer Bäuerin und einem Intellektueller oder des revolutionären Proletariats gezeigt.
Häufig verwenden die Chinesen auch Caozhi, das sogenannte Graspapier. Es ist einfach und unbedruckt. Es wird überall in China in Manufakturen hergestellt und aufgrund seines niedrigen Preises von allen Bevölkerungsschichten für das Brandopfer verwendet. In Hongkong und auf Taiwan findet man eine aufwendigere, mit Farbfeldern versehene oder Metallfolien beschichtete Variante des Graspapiers. Manchmal werden auf Graspapier auch Segensprüche gedruckt wie „四季平安“ (Frieden zu allen vier Jahreszeiten), „財源廣進“ (Umfangreicher Finanzstrom), „大吉大利“, „一帆風顺“ (Großes Glück und großer Gewinn; Alles geht glatt oder reibungslos).
Als Jenseitswährung sind auch Lochmünzen aus der frühen Kaiserzeit, Jenseits-Kreditkarten zum Ansparen und Geld abholen und, im Zeitalter der Globalisierung, vorgebliche US-Dollarscheine im Umlauf.
Annette Schrick
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