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Grafik Industrieanlage

Versuchs-Windrad

1940

Innenraum des Windrads mit Reglern und Messanzeigen

Foto (Repro von Glasnegativ) „Versuchs-Windrad“, Oberhausen, 1940, 18 x 24 cm, 1940, Inv.-Nr.: ah g/6158 © LVR-Industriemuseum

Dreiflügeliges Windrad mit Stahlfachwerkmast

Regenerative Energiequellen bilden die Zukunft unserer Elektrizitätserzeugung. Doch Strom aus Windkraft hat eine Vorgeschichte, die nicht nur aus den klassischen Windmühlen besteht.


Im Dezember 1940 nahm die Gutehoffnungshütte (GHH) auf dem Versuchsfeld Fernewald im Norden Oberhausens ein Windkraftwerk zur Probe in Betrieb. Die Anlage bestand aus einem Stahlfachwerkmast von 15 Metern Höhe und einem dreiflügeligen Windrad mit 15 Metern Durchmesser. Im Probebetrieb erzeugte das Windrad eine Leistung von ca. 10 kW bei einer Windgeschwindigkeit von 6 m/sec.


Die Produktion von Windkraftanlagen war für das Unternehmen durch die wirtschaftspolitische Autarkiepolitik der Nationalsozialisten interessant geworden. Kohle sollte weniger für die Energieerzeugung, sondern stärker zur Veredelung, vor allem zur Benzingewinnung, verwendet werden. Eine mögliche alternative Energiequelle war die Windkraft. Als sich die Lage auf dem Energiemarkt anspannte und Aufträge zum Bau von Windkraftwerken auch aus dem Ausland vorlagen, interessierte sich die Industrie für entsprechende Projekte. Unternehmen wie Krupp und MAN Gustavsburg beteiligten sich an den Planungen.


Ab 1937 stieg auch die GHH in ein Windkraftprojekt ein und begann eine Zusammenarbeit mit dem Ingenieur Wilhelm Teubert. Dessen Planungen mussten für das Windkraftwerk in Fernewald jedoch gründlich überarbeitet werden. Die Versuche, die unmittelbar nach Aufbau der Anlage im Dezember 1940 starteten, erfüllten alle Erwartungen. Zahlreiche Gäste sahen sich die Anlage an. Auch die politischen Verantwortlichen des NS-Staates waren mit dem von ihnen aufmerksam beobachteten Projekt zufrieden. Das Auswärtige Amt plante sogar, die Anlage als außergewöhnliche deutsche Ingenieursleistung propagandistisch auszunutzen.


Die GHH hätte in eine Serienfertigung einsteigen können, doch gab es ein Problem: Das Unternehmen war mit wichtigen Militäraufträgen so weit ausgelastet, dass keine Kapazitäten für die Produktion von Windkraftanlagen zur Verfügung standen. Trotz der Forderungen von Reichsbehörden stellte die GHH keine weiteren Windkraftanlagen her.


Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde kurzfristig über eine Wiederaufnahme der Pläne diskutiert, doch schien der GHH die Speicherung der erzeugten Energie noch nicht ausreichend gelöst. Die veränderte weltpolitische Lage nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ließ auch die Absatzmöglichkeiten unsicher werden. Zwanzig Jahre später war die GHH beim Bau von Atomkraftwerken im Geschäft.


Burkhard Zeppenfeld


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