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Ansichtskarte „Urfttalsperre bei Heimbach, Eifel“, Konstrukteur: Otto Intze, 1931, Papier, 13,90 x 9,00 cm, Inv.-Nr.: rz 17/25 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts boomte der Bau von Talsperren für die Hochwasserregulierung, für die Trinkwassergewinnung und zur Stromerzeugung.
Die Urfttalsperre mit dem Kraftwerk Heimbach war zu ihrer Zeit das weltweit größte Bauprojekt. Sie entstand zwischen 1900 und 1905 und wurde nach dem Intze-Prinzip gebaut. Zeitweise waren bis zu 800 Arbeiter aus Italien, Kroatien und Polen auf der Baustelle. Durch einen 2,7 Kilometer langen Stollen ist der Urftsee mit dem Elektrizitätswerk Heimbach in der Eifel verbunden. Mit acht Francis-Turbinen und 12 MW-Leistung war es bei seiner Eröffnung das größte Wasserkraftwerk Europas.
Der Aachener Professor und Begründer der modernen Wasserwirtschaft Otto Intze (1843-1904) konstruierte - vom Rheinland bis nach Schlesien und Böhmen - nahezu alle großen Staudammprojekte vor dem Ersten Weltkrieg. Intze lehrte an der Technischen Hochschule in Aachen Wasserbau, Baukonstruktion und Baustofflehre, bevor er dort als Rektor tätig war. Intze entwickelte eine leicht gebogene Gewichtsstaumauer mit dreiecksförmigem Querschnitt und einem Bruchsteinmauerwerk mit hohem Mörtelanteil. Zur Stabilisierung diente ein Keil aus Lehm auf der Wasserseite. Als er 1904 starb, befanden sich bereits zwölf Talsperren nach dem Intze-Prinzip in Betrieb, zehn im Bau und weitere 24 in Planung.
Die Einweihung der Urfttalsperre durch Kaiser Wilhelm II. war ein großes Ereignis und der Ort entwickelte sich schon bald zu einer Touristenattraktion. Die Talsperre beeindruckte vor allem durch ihre Dimension wie auf der Ansichtskarte zu lesen ist: "Urfttalsperre bei Heimbach, Eifel. Inhalt 45 1/2 Millionen cbm Mauerhöhe 58 m, Wassertiefe 52 m". Gastwirte warben mit Komfort um gut situierte Gäste wie der Besitzer des „Hotel Seehof-Restaurant“ an der „Sperrmauer-Urfttalsperre“, Carl Arens. Rückseitig auf der Ansichtskarte wird daher explizit „Fließend Kalt- und Warmwasser. Zentralheizung“ erwähnt, aber auch die Anfahrtsmöglichkeiten per Zug und Automobil, das 1931 noch ein Luxusgut war.
Da ein Großteil der ortsansässigen Bevölkerung von diesem Infrastrukturprojekt wirtschaftlich profitierte und man der Abwanderung der Gewerbebetriebe entgegenwirken wollte, regte sich kaum Widerstand, obwohl Dörfer für den großen Stausee weichen mussten. Nur wenige Heimatschützer kritisierten in (Fach-)Zeitschriften die tiefen Eingriffe in die Naturlandschaft.
Zeitgenossen bezeichneten die Wasserkraft, die den Strom sauber erzeugte, sogar als „Weiße“ oder auch „Flüssige Kohle“ im Gegensatz zur massiven schwarzen Steinkohle des Ruhrgebiets oder zur Braunkohle im Rheinischen Revier. Heute ist die Urfttalsperre mit dem Urftsee Teil des Nationalparks Eifel.
Regina Weber
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