Flachring-Dynamomaschine, Nr. 2062, S. Schuckert, Nürnberg, um 1885, Metall, Holz, 100 x 140 x 80 cm, Inv.-Nr.: ek 87/41 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
Es waren oftmals Fabriken, die Ende des 19. Jahrhunderts die Elektrifizierung ganzer Ortschaften einleiteten. Auch die im Aggertal gelegene Textilfabrik C.A. Baldus in Engelskirchen-Osberghausen erzeugte bereits in den 1880er Jahren Strom. Eine an eine Wasserturbine gekoppelte Dynamomaschine sorgte für elektrisches Licht.
Vieles spricht dafür, dass diese Flachring-Dynamomaschine diejenige ist, die der Spinnereibesitzer Christian Alexander Baldus 1885 in Nürnberg bei der Firma S. Schuckert für 7050 Mark orderte. Es gelang ihm, durch die Verbindung einer Wasserturbine mit dieser Dynamomaschine Schuckertscher Bauart Strom aus der Strömung der Agger in Oberberg zu gewinnen, um seine Strickwarenfabrik zu beleuchten. Die erzeugte Strommenge reichte sogar aus, um noch etwa 50 Häuser in der näheren Umgebung mit elektrischem Licht zu versorgen.
1874 wurden von der Firma Siemens & Halske in Berlin die ersten Flachring-Generatoren nach dem Prinzip des Belgiers Zénobe Théophile Gramme (1871) konstruiert. Sigmund Schuckert in Nürnberg baute Gleichstromerzeuger dieser Art bis 1893. Anders als bei den späteren Wechsel- und Drehstromgeneratoren mit beweglichen Feldspulen („Läufer“ oder „Rotor“) und Induktionswindungen im statischen Teil („Ständer“ oder „Stator“), bewegt sich hier der flache „Ring-Inductor“ zwischen den starren, parallel zur Drehachse angeordneten Feldmagneten.
In den 1930er Jahren war diese Dynamomaschine Schaustück eines auf Schloss Homburg offenbar nur für kurze Zeit bestehenden Industriemuseums. Das LVR-Industriemuseum sichtete das „Unikum“ 1987 in einem Schuppen auf dem Fabrikgelände der C.A. Baldus & Söhne AG und übernahm ihn in seinen Bestand. Die Dynamomaschine wurde restauriert und ist mit einer Leistung unter 10 kW funktionstüchtig.
Thomas Schleper
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