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Buch „Zellwolle verkaufen kaufen“ von Günther Romkopf, Wilhelm-Limpert Verlag Berlin, 1939, 20,5 x 13 cm, Inv.-Nr.: ra 15/5 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
In den 1930er Jahren forderten die Nationalsozialisten die Unabhängigkeit von Rohstoffimporten aus dem Ausland. Ein Baustein im Rahmen dieser „Autarkiepolitik“ war die Förderung der einheimischen Zellwollproduktion, einem künstlichen Spinnstoff auf der Basis von Zellulose.
Den aus Zellwolle gefertigten Textilien stand die Bevölkerung - aufgrund der Erfahrungen mit schlechter Qualität im Ersten Weltkrieg – ablehnend gegenüber und es kursierte der Begriff der „Ersatzstoffpsychose“. Industrie und Handel sahen sich daher gezwungen eigene Aufklärungskampagnen zu starten.
Das Buch von Günther Romkopf ist als Schulungsmaterial für Zellwolleinzel- und Zwischenhändler zu verstehen. Zunächst stellt das Buch die Entstehungsgeschichte und Produktionsweise der Zellwollen vor und versucht, dem „neuen“ Spinnstoff eine lange Historie nachzuweisen. Anstatt Zellwollen als „künstliche“ oder „synthetische“ beziehungsweise „Ersatz“-Stoffe zu bezeichnen, schlägt Romberg vor, diese Begriffe durch „geschaffene“ Spinnstoffe zu ersetzen.
Romkopf versucht auf eine Reihe von möglichen Konsumentenfragen zu antworten. Auf die Frage, ob Kleidungsstücke bereits „neue Fasern“ enthalten, wird zum Beispiel entgegnet, dass an Zellwollen lediglich der Name neu sei. Die dahinter stehende Idee der Erzeugung künstlicher Spinnstoffe sei bereits viel älter, sodass sie auch keinen Charakter als Ersatzstoffe hätten.
Romkopf folgt in seiner Argumentation den populären Sachbuchautoren seiner Zeit, wie zum Beispiel Hans Dominiks Darstellung zur Geschichte der Vistra-Zellwolle. Die hohen Auflagen dieser Publikationen zeigen, dass sie das Informationsbedürfnis der 1930er und 1940er Jahre trafen.
Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „Glanz und Grauen - Mode im Dritten Reich“
Nils Bennemann
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