Logo LVR - Qualität für Menschen
Grafik Industrieanlage

Zeitschrift "Der rote Punkt"

1968

Titelblatt der Zeitschrift "Ein roter Punkt". Foto eines lächelnden Mann im Anzug, der einen Knirps hält.

Zeitschrift „Der rote Punkt. Die neue Knirps-Verkäuferin“, Heft 1, Treuhandstelle des Knirps-Konsortium, Solingen-Ohligs, 1968, Papier, 21 x 30 cm, Inv.-Nr.: rz 13/2823 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

In der Kultserie „Mit Schirm, Charme und Melone“ faszinierte John Steed alias Patrick Macnee als Gentleman-Agent das Deutsche Fernsehpublikum der 1960er Jahre. Zu seinem typisch englischen Stil gehörten eine stahlverstärkte Melone und ein Stockschirm mit integriertem Degen. Auf dem Zeitschriftencover wirbt Macnee für den Taschenschirm „Knirps“ als modisches Accessoire.


In der Werbung für den „Knirps“-Taschenschirm setzte man auf international bekannte Stars wie den britisch-amerikanischen Schauspieler Patrick Macnee, der in der Rolle des kultivierten Agenten ab 1966 im ZDF für hohe Einschaltquoten sorgte. Sein einnehmendes Lächeln sollte Verkäuferinnen der noch zahlreich vorhandenen Fachgeschäfte für Schirme, Stöcke, Hüte und Taschen animieren, sich mit dem „Knirps“ als modisches Accessoire zu beschäftigen. Auf dem Cover „Der rote Punkt“ hält Macnee einen „Knirps“-Taschenschirm mit automatischem Öffnungsmechanismus in der Hand, der erst 1965 als neues Produkt auf den Markt gekommen war.


Die Zeitschrift „Der Rote Punkt“, ehemals „Die Knirps-Verkäuferin“, war Teil eines umfassenden Verkaufskonzepts. Sie beinhaltet Tipps für Verkaufsargumente, Entwürfe für Schaufensterdekorationen und Raumausstattungen, Mitteilungen zu Unternehmen und Neuigkeiten, Erfahrungsberichte und Wetterlagen. Die Zeitschrift war ein Baustein des Schulungsprogramms, in dem Verkäuferinnen lernten, die Marke „Knirps“ an Kunden getreu den Vorgaben des Solinger Herstellers, der Bremshey & Co. KG, zu vermitteln und sich bestenfalls mit der „Knirps-Familie“ identifizieren. Bremshey hatte sogar in Bad Honnef am Rhein eine eigene Verkäuferschule, in der von Schaufensterdekorateuren, Verkaufstrainer und -psychologen Seminare für Führungskräfte und Verkäufer durchgeführt wurden.


Die Firma Bremshey stellte schon ab 1876 Schirmgestelle, sogenannte Schirmfurnituren in Solingen her, war jedoch erst ab 1927 unter dem Firmeninhaber Fritz Bremshey wirklich erfolgreich. Mit dem Erwerb des Patents für den „Knirps“ brachte Bremshey erstmals einen zusammenklappbaren Regenschirm auf den Markt. Die eigentliche Innovation lag jedoch in der Entwicklung einer eigenen Marke für Regenschirme und deren geschickten Vermarktung durch Fritz Bremshey. Unter dem Dach des Unternehmens wurde vom Schirmdesign über die Ausstattung in Fachgeschäften bis hin zur Werbung alles geplant. Bremshey gründete sogar um 1950 in Westdeutschland ein nationales „Knirps“-Konsortium. Verschiedene Schirmhersteller stellten den „Knirps“ in einheitlicher Qualität her und vermarkteten diesen auf die gleiche Weise.


Zu diesem umfassenden Marketing-Konzept der Firma Bremshey kam 1961 der rote Punkt als Bestandteil des Markenzeichens „Knirps“ hinzu. Er zierte Schirmgriffe, Werbemittel, Dekorationen oder Bedienungsanleitungen und war gleichzeitig Titel der Firmenzeitschrift.


Trotz der qualitativ hochwertigen Produkte, dem gut organisierten internationalen Vertrieb und einem ausgeklügelten Marketing zeichnete sich schon gegen Ende der 1960er Jahre die Krise der deutschen Schirmindustrie ab, die dem chinesischen Konkurrenzdruck nicht standhalten konnte.


Regina Weber


Hat Ihnen das Objekt gefallen? Haben Sie weitere Informationen für uns oder eine Geschichte darüber zu erzählen?

Dann schreiben Sie an !