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Alle Schauplätze des LVR-Industriemuseums sind an Karfreitag (29.3.2024) und Ostermontag (1.4.2024) geschlossen. Am Samstag (30.3.2024) und Ostersonntag (31.3.2024) ist geöffnet.

Grafik Industrieanlage

Vervielfältiger

1907 - 1929

Auf einem Tisch steht ein mechanischer Vervielfältiger, der über eine Kurbel betrieben wird. Der historische Kopierer ist nicht abgedeckt, sodass man Zahnräder und Walzen, sowie die Mechanik erkennen kann.

Vervielfältiger , D. Gestetner Cyclostyle Works, London, 1907 - 1929, Holz, Metall, 127 x 69 x 61 cm, Inv.-Nr.: ek 95/156 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Büroarbeit ohne Kopierer ist heute undenkbar. Kopieren, Drucken, Scannen, Sortieren, Heften – moderne Apparate erledigen alles sekundenschnell. Mehrere Büros benötigen nur noch ein einziges Gerät. Für viele Arbeiten waren einst Bürogehilfen zuständig.


Der Vervielfältiger (oder Kopierapparat) leitete als eines der ersten Geräte die Rationalisierung der Büroarbeit ein. In damals noch wenigen Stunden konnten Tausende von Kopien gemacht werden, für die ansonsten ein oder mehrere Mitarbeiter mit einem hohen Arbeitsstundenaufwand gebraucht wurden.


Die Weiterentwicklung von Thomas Edisons „mimeograph machine“ geht auf eine Idee von David Gestetner (1854–1939) zurück, der sich das tägliche Abschreiben unzähliger Börsenberichte ersparen wollte. Gestetner, geboren in Csorna (Gschirnau)/ Ungarn, arbeitete zu diesem Zeitpunkt an der Wiener Börse. Für die Vervielfältigung seiner Berichte verwendete er eine Kopiervorlage aus dünnem, mit Wachs überzogenem Papier, auf das er mit einem speziellen Stift schrieb. Daraus fertigte er eine Schablone an, indem er die beschriebenen Stellen perforierte und den Wachs wieder entfernte. Die Tinte wurde dann mit einer Rolle auf das Papier aufgebracht und floss durch die durchbrochenen Schriftlinien der Schablone. Der Prozess wurde fortlaufend wiederholt, bis die gewünschte Anzahl der Kopien erstellt war.


Durch Gestetners Methode der Vervielfältigung musste bei der Erstellung von Dokumenten nur noch die Vorlage korrigiert werden, was eine schnelle und günstige Abwicklung der Geschäfte erlaubte.


Gestetner gründete 1881 in London die Cyclograph Company. Er ließ sein Verfahren patentieren und produzierte die dazu notwendigen Hilfsmittel wie Schablonen, Spezialstifte, Tintenroller etc. Schon nach etwa zehn Jahren ermöglichte ein weiterentwickeltes Verfahren die Anfertigung von 1.200 Kopien pro Stunde.


Die Firma expandierte weiter, sodass 1906 in Tottenham Hale, im Norden Londons, eine Fabrik mit mehreren Tausend Arbeitsplätzen gebaut werden konnte. In der “D. Gestetner Cyclostyle Works” wurde auch der Vervielfältiger des LVR-Industriemuseums produziert. Es handelt sich um ein mechanisches Gerät, das mit einer Kurbel in Gang gesetzt wird. Für die Erstellung von Vorlagen steht eine Schreibmaschinentastatur zur Verfügung. Der Papiervorrat oder die Vorlagen können in den seitlichen Fächern gelagert werden. Den Vertrieb des Gerätes übernahm das niederländische Handelsunternehmen, die N.V. Handelmaatschappij Gestetner Amsterdam.


David Gestetner übergab die Geschäftsführung seinem Sohn Sigmund (1897–1956) und dieser wiederum seinen Söhnen David und Jonathan. Das Unternehmen blieb lange Zeit in Familienbesitz, bis es Mitte der 1990er Jahre an die Firma Ricoh Company Japan überging.


Regina Weber


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