Foto (Repro von Glasnegativ) „Kleinkinderschule der Gutehoffnungshütte in der Siedlung Vondern“, 1912,29 x 34 cm, Inv.-Nr.: ah g/ 10145 © LVR-Industriemuseum
Ein Bär, ein Puppenwagen, ein Schaukelpferd und viele brave Kinder. So macht es zumindest auf dem Bild der Werksfotografie der Gutehoffnungshütte (GHH) den Eindruck. Es wurde 1912 in der Kleinkinderschule der Siedlung Vondern in Oberhausen aufgenommen. Gut, dass da noch das „Fräulein“ dabei ist, das ein Auge auf die etwa Drei- bis Vierjährigen hat.
Doch nicht nur die Kindergärtnerinnen kümmerten sich um die Kleinen. Sie waren vielmehr ein Teil eines recht umfangreichen Netzes an betrieblicher Sozialfürsorge, das der GHH-Konzern aufgebaut hatte. Wie bei den anderen großen Ruhrkonzernen des 19. und 20. Jahrhunderts war auch für die Oberhausener Gutehoffnungshütte die betriebliche Sozialpolitik von besonderer Bedeutung. Sie entsprang dem Selbstverständnis einer strengen aber fürsorglichen Zuwendung zur Belegschaft. Disziplinierung und Bindung, insbesondere von Facharbeitern, waren zwei Seiten einer Medaille. Zudem trug eine gelungene Sozialpolitik zur positiven Außendarstellung des Unternehmens bei.
Daher kümmerte sich die GHH auch von klein auf um ihre Werksangehörigen und deren Familien. Dazu gehörten Säuglingspflegekurse für Mütter, Säuglingsheime und die sogenannten „Kleinkinderschulen“. Diese Kindertagesstätten wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts gegründet und sollten Vorschulkinder bis sechs Jahre „in einer für ihre geistige und leibliche Entwicklung vorteilhaften Weise“ beschäftigen und „schon früh an Ordnung, Gehorsam, wohlanständiges Benehmen und alle geistigen Tugenden, die von Jugend auf geübt sein müssen“, heranführen, wie es 1903 die Satzung der Kleinkinderschule am Knappenmarkt beschreibt. Ältere Kinder bis zum vierzehnten Lebensjahr, die zu Hause aus unterschiedlichen Gründen nicht betreut werden konnten, fanden Aufnahme in den konzerneigenen Kinderheimen. Auf diese Weise konnte die Arbeiterjugend im Sinne der GHH erzogen und von gewerkschaftlichem oder sozialistischen Einfluss abgehalten werden.
Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „Versorgt! Betriebliche Fürsorge bei der GHH“
Kornelia Panek
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