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Grafik Industrieanlage

Kaffeewasserkocher

1935

Kaffeekocher bestehend aus zwei zweckentfremdeten Farbtönnchen ein einfacher Einkochkessel mitten in der Fabrik.

Improvisierter Kaffeewasserkocher, Tuchfabrik Müller, Euskirchen, 1935, Metall, Holz, Keramik, 55 x 62 cm Ø (Einkochkessel) 6 x 8,5 cm Ø (Kaffeetasse), 40 x 34 cm Ø (Farbtonnen), Inv.-Nr.: eu na/114 (Einkochkessel), eu na/73 (Kaffeetasse), eu na/112 und eu na/113 (Farbtonnen) © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Zu den Spezifika eines Arbeitsplatzes gehören nicht allein die technische Ausstattung und die Arbeit selbst, sondern auch die Pause, als notwendige und willkommene Unterbrechung der Arbeitszeit. Wie die Arbeit erlebt wird, hängt zumindest indirekt von den Umständen ab, unter denen die Pause verbracht wird.


Die Tuchfabrik Müller in Euskirchen-Kuchenheim war ein vergleichsweise kleiner Betrieb. Zumindest waren hier nicht mehr als 20 bis 25 beschäftigt. Die Einrichtung einer eigenen Kantine lohnte sich daher nicht, und auch einen separaten Aufhalts- und Pausenraum, wo man hätte Kaffee kochen können, gab es nur zeitweilig. Wer in Kuchenheim wohnte, ging zum Mittagessen nach Hause; die Auswärtigen aßen ihren Erbseneintopf oder Leberwurstbrote am Arbeitsplatz, als Gast beim Heizer im Maschinenhaus oder bei warmen Wetter auf der Fabrikwiese.


Trotzdem wollten die Arbeiterinnen und Arbeiter nicht auf die Tasse Kaffee oder das Glas Tee in der Frühstücks- oder Mittagspause verzichten. Glücklicherweise hatte sich ein findiger Kollege – vielleicht angeregt durch die in größeren Betrieben üblichen Dampf beheizten Wärmeapparate für Henkelmänner – etwas Findiges ausgedacht: Im Erdgeschoss der Fabrik steht auf zwei zweckentfremdeten Farbtönnchen ein einfacher Einkochkessel, so wie er in fast allen ländlichen Haushalten zu finden war. Er war 1935 von der Kuchenheimer Firma Werzbach geliefert worden und fasst 50 Liter Wasser. Eine improvisierte Leitung aus dem Kesselhaus speiste eine Heizschlange im Inneren mit heißem Dampf und brachte so, ähnlich einem Tauchsieder, das Wasser zum Kochen. Ein ehemaliger Mitarbeiter berichtete: „Der Heizer schüttete morgens frisches Wasser rein, und der Walker (der nebenan arbeitete) hat aufgepasst, wenn das Wasser kochte. Zur Frühstückspause haben sich die Leute das heiße Wasser zum Kaffeekochen in Kännchen abgeholt.“ Damit es keinen Streit gab, benutzte jede Abteilung der Fabrik ihre eigene Kaffeekanne.


Autor: Markus Krause


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