Foto „Bagger und Raupenschlepper“ und „Der erste Abstich“ der Fotoserie „Neuzustellung des Hochofens A der Mannesmannröhren-Werke AG, Duisburg-Huckingen“, Thomas Strenge, 1989, Barytpapier, 40 x 30 cm, Inv.-Nr.: fob 90/67, fob 90/135 © LVR-Industriemuseum, Foto: Thomas Strenge
Ein Hochofen arbeitet, einmal gezündet, ohne Unterbrechung. Die so genannte „Ofenreise“ dauert bis zu zehn Jahren. Am Ende dieser „Reise“ wird der Ofen stillgelegt und umfassend erneuert.
Während der Umbauzeit fallen seine Kapazitäten für die Stahlwerke aus und der Ofen bringt kein Geld ein. Die Werksleitung ist daher bemüht, die Zeit bis zum Wieder-Anblasen so kurz wie möglich zu halten. So wird in drei Schichten und an vielen Stellen gelichzeitig gearbeitet. Auf dem Hochofen A in Duisburg-Huckingen waren 1989 bis zu 350 Mann gleichzeitig beschäftigt.
Die beiden Fotos zeigen den Anfang und das Ende der Arbeiten: Am Anfang steht das Öffnen des Ofens. Er ist dann weitgehend niedergebrannt, enthält aber noch immer große Mengen glühenden Koks. Mit Baggern und Raupenschleppern wird das brennende Material aus dem Ofen geräumt, weggeschafft und gelöscht. Die Arbeit ist außerordentlich anstrengend und zudem gefährlich, da das glühende Material ganz plötzlich nachrutschen und die Männer in ihren Maschinen einschließen kann.
Das Foto „Bagger und Raupenschlepper“ zeigt das einzigartige Mischlicht von glühendem Koks und Kaltlichtstrahlern während der Nachtschicht und kurz nach dem Öffnen des Ofens. Im Vordergrund stehen zwei Männer, welche die Arbeiten beobachten und auf ihren Einsatz warten. Obgleich der Raupenschlepper nach jeder Fahrt an den Ofen mit starken Wasserstrahlen gekühlt wird, ist nach etwa einer halben Stunde eine größere Pause für Mann und Maschine notwendig.
Das Foto „Der erste Abstich“ zeigt, wie sich nach dem Wiederanblasen des Ofens einer der Arbeiter den Gießrinnen in hitzeabweisender Schutzkleidung nähert. Mit einem langen Harken hat er dafür zu sorgen, dass keine Schlacken oder Sandbrocken die Rinnen verstopfen und zum Überlaufen bringen. Seine Körperhaltung verrät gleichermaßen die Anstrengung, den Harken zu handhaben und die Bereitschaft zum Rückzug, sollte die Situation gefährlich werden.
Die Fotografien sind Teil einer Serie von etwa 300 Bildern, die der Dortmunder Fotograf Thomas Strenge im Auftrag des LVR-Industriemuseums angefertigt hat. Er begleitete die Arbeiten am Hochofen A der Mannesmannröhren-Werke in Duisburg-Huckingen über drei Monate hinweg.
Daniel Stemmrich
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