Kontaminationsschutzanzug mit Belüftungssystem, 2001 - 2005, Kunstfaser, Kunststoff, Inv.-Nr.: rz 17/239, rz 17/240, rz 17/241, rz 17/242 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
Beim Katastrophenschutz, der Feuerwehr oder in Atomkraftwerken können Menschen mit Radioaktivität in Berührung kommen. Sie benötigen daher eine spezielle Schutzkleidung.
Radioaktive Strahlen, das heißt Alpha-, Beta- oder Gammastrahlen, sind für den Menschen besonders gefährlich, da sie Stoffe transportieren, die mit hoher Wahrscheinlichkeit tödliche Krankheiten verursachen können.
Alphastrahlen befördern beispielsweise Radon, das durch Einatmen in den Körper gelangen kann und die Zellen schädigt. Betastrahlen führen zu Verbrennungen und verursachen bei einer Aufnahme von beispielsweise Jod-131 oder Strontium Schilddrüsenkrebs oder Leukämie. Aus Gammastrahlen in hohen Dosen entsteht nach einiger Zeit die sogenannte tödliche Strahlenkrankheit.
Die Schutzausrüstung bestehet aus einem orangenem Baumwollanzug und einem weißen Kunstfaseranzug aus leicht zu dekontaminierendem Material, Schutzhandschuhen, Schutz- und Überziehschuhen, einen außenluftunabhängigem Atemschutz und Dosimeter.
Sie ermöglicht, dass sich Mitarbeiter in Atomkraftwerken für kurze Zeit in kontaminierten Räumen aufhalten können und soll verhindern, dass radioaktive Stoffe durch Berührung, Einatmen oder Verschlucken in den Körper gelangen. Über dem weißen Schutzanzug Typ „Isar Kombi“ ist auf dem Rücken mit Rucksackgurten ein Belüftungssystem befestigt. Dieses ist mit sechs strahlenförmig angeordneten Lüftungsleitungen versehen und schützt vor Gesundheitsgefahren.
Die Ausrüstung ist typisch für den Einsatz in kontaminierten Kontrollbereichen von Atomkraftwerken und ist nur für einen dortigen Aufenthalt von maximal zwei Stunden gedacht. Zwischen dem Baumwoll- und dem Kunstfaseranzug befindet sich keine isolierende Schutzschicht aus Luft, auch schützt die Ausrüstung nicht gegen Gammastrahlen, die nahezu alles durchdringen können.
Die Schutzausrüstung kam über den Kerntechnischen Hilfsdienst in das Museum. Die Kerntechnische Hilfsdienst GmbH (KHG) wurde 1977 in Eggenstein-Leopoldshafen in der Nähe des ehemaligen Kernforschungszentrums Karlsruhe gegründet. Gesellschafter sind Energieversorgungsunternehmen, die Atomkraftwerke betreiben, kerntechnische Unternehmen und Forschungseinrichtungen.
Die KHG ist für Strahlungsschutzmessungen und -überwachung, Bergung von radioaktivem Material, Inspektionen mit fernbedienten Fahrzeugen oder Dekontamination zuständig. Die KHG unterstützt auch im Katastrophenfall im Ausland, so zum Beispiel in Tschernobyl 1986.
Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „Energiewenden – Wendezeiten“
Regina Weber
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