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Strandanzug

um 1927 - 1929

Strandanzug aus beiger Waschseide mit roten Akzenten

Strandanzug, 1927 - 1929, Waschseide, 137 x 66 cm, Inv.-Nr.: ra 02/106 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

In den 1920er Jahren durchlief die weibliche Bademode eine kleine Revolution. Statt mehrlagige, hochgeschlossene und schwere Bade- und Strandkleidung trugen sportliche Frauen nun modische Hosen.


Der ärmellose, einteilige Strandanzug aus dünner Waschseide steht mit seinen langen, weiten Hosenbeinen beispielhaft für die weibliche Strandmode der 1920er Jahre. Schmale rote Biesen am Vorderteil betonen durch den Farbkontrast die Körpermitte. Die Hosenbeine sind locker geschnitten, die Säume werden durch keilförmige Einsätze hervorgehoben. Der Anzug läßt sich mühelos an- und ausziehen; die einzigen Verschlüsse sind einige Druckknöpfe in der Seitennaht und auf der Schulter.


In den 1920er Jahren setzte sich die Erkenntnis durch, dass Sport gesundheitsfördernd wirkt. In der Freizeit aktiv zu sein, erfreute sich immer größerer Beliebtheit. Auch Frauen waren nun sportliche Aktivitäten erlaubt. Für den neuen, jugendlichen Frauentyp galten sie sogar als ein unverzichtbares Muss, um auf der Höhe der Zeit zu sein.


Schwimmen war 1912 erstmals als weibliche Sportart auf den Olympischen Spielen vertreten. Damit wurde dieser Sport für Frauen populär und beeinflusste die weibliche Schwimmkleidung. Die bisher übliche Badekleidung hatte meist aus mehreren, stoffreichen Teilen bestanden und war nur sehr bedingt für das sportliche Schwimmen geeignet gewesen. Das änderte sich nun: Der Badeanzug wurde zweckmäßiger und freizügiger. Die neuen einteiligen, aus Wolle oder Seide gestrickten Schwimmanzüge lagen eng am Körper an. Der große Nachteil war, dass sie sich mit Wasser vollsogen. Nach dem Schwimmen hingen sie schwer und formlos am Körper und eigneten sich nicht als Kleidung, um sich danach noch zu sonnen, Sport zu treiben oder auf der Strandpromenade zu flanieren. Ein eigenes, heutzutage selbstverständliches Genre der Kleidung entstand: die Freizeit- und Sportmode.


Weite Strandhosen, kombiniert mit einem kurzen Oberteil oder zum Badeanzug getragen, waren sehr beliebt. Mit einem Gummibund oder Abnähern lagen sie in der Taille schmal an und ließen die Trägerin, dem gerade aktuellen Ideal der Mode entsprechend, schlank erscheinen. Neben den Hosen wurden auch einteilige Strandanzüge und zweiteilige Strandpyjamas modern. Bei Farbwahl und Gestaltung orientierte man sich häufig an der Matrosenkleidung: modern waren Querstreifen, Hosen mit „Schlag“, große Kragen und Farbkombinationen aus Weiß, Blau und Rot.


Das Strandleben war eine der wenigen Möglichkeiten bei denen Frauen ganz ungeniert Hosen tragen konnten. Aber selbst wenn sich die Hosenmode als feminine Strandbekleidung in den 1920er Jahren etabliert hatte, für die Alltagskleidung galten diese neuen Freiheiten noch lange nicht.


Weitere Informationen zur Ausstellung Nützlich & Schön. Produktdesign von 1920 bis 1940


Caroline Lerch


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