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Grafik Industrieanlage

Kleiderstoff aus Zellwollmousseline

1928

Dunkler Stoff mit weißen Mustern

Kleiderstoff aus Zellwollmousseline, 1928, Kunstseide (Zellwollmousseline), 2 x 73 cm (Ballen), 14,74 m (Stofflänge), Inv.-Nr.: ra 10/431 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Der Kleiderstoff stammt aus einem Konfektionsgeschäft aus Idar-Oberstein, in dem die Bevölkerung sich mit Arbeitskleidung, Stoffen, Konfektion und Haustextilien aller Art versorgen konnte. Die Firma Treibs ist 1809 gegründet worden und existierte als Herrenausstatter bis 2010. Nach der Schließung des Geschäfts erwarb das Museum einen großen Bestand an Stoffen und Textilien aus der Geschäftsauflösung.

Dunkler Stoff mit weißem Muster, an dem ein Etikett hängt

Aus Angst vor den Alliierten hatte der Besitzer 1945 viele Artikel, die er auf Lager hatte, hinter einer im Ladenlokal eigens hochgezogenen Mauer versteckt. In den 1950er Jahren versuchte er sie dann wieder zu verkaufen – ohne großen Erfolg, waren doch viele Produkte inzwischen unmodern geworden. Auf diese Weise überdauerte ein großer Bestand an Stoffen und Haustextilien aus den 1920er bis 1940er Jahren.


Für das Museum ist dieser Bestand nicht nur interessant, weil man viele Stoffbeispiele auf Ballen übernehmen konnte, sondern weil die Stoffe auch meist ausgezeichnet und ausgepreist sind. Die Etiketten erzählen ganze Geschichten.


In der oberen linken Ecke findet sich das Zugangsdatum des Stoffs in das Geschäft: Wenn dieser Stoff die Zahlen 89,5 aufweist, bedeutet dies einen Zugang am 9.5.1928. Das heißt der Stoff stammt aus den 1920er Jahren und ist damit ein Beispiel für die in dieser Zeit neuen Kunstfaserstoffe. Der Einkaufspreis in der oberen rechten Ecke ist chiffriert durch eine Buchstabenkombination, deren Auflösung leider nicht mit überliefert ist. Ursprünglich waren 25 Meter auf dem Ballen, jetzt sind es nach diversen Verkäufen noch 14,74 Meter, wie die verschiedenen durchgestrichenen Markierungen zeigen. Der Stoff wurde offenbar auch noch während der NS-Zeit angeboten. Deutlich sichtbar sind zwei Preisangaben: Der ursprüngliche Preis von 1,25 Mark wurde auf 1,16 Mark pro Meter reduziert. Der neue Preis ist kein Sonderpreis, vielmehr wurden die Händler durch die Textilpreisbindung zu diesen neuen niedrigeren Preisen gezwungen.


Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „Glanz und Grauen - Mode im Dritten Reich“


Claudia Gottfried


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