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Alle Schauplätze des LVR-Industriemuseums sind an Karfreitag (29.3.2024) und Ostermontag (1.4.2024) geschlossen. Am Samstag (30.3.2024) und Ostersonntag (31.3.2024) ist geöffnet.

Grafik Industrieanlage

Herrenanzüge der 'Swings'

um 1930, 1940 – 1949

Zwei Herrenanzüge aus Wolle und Kunstseide mit Krawatten und Hüten

Nadelstreifen- und Sommeranzug, um 1930 (Nadelstreifenanzug), 1940 - 1959 (Sommeranzug), Wolle, Baumwolle, Kunstfaser, Kunststoff, 79 x 70 cm, 70 x 67 cm (Jacken), 108 x 37 cm, 106 x 60 cm (Hosen), 58 x 42 cm (Weste), Inv.-Nr.: eu 97/20, ra 12/1 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Sie liebten Jazz und feine englische Herrenanzüge, sie trugen lange Haare und hatten einen lässigen Gang – die so genannten 'Swings'. Sie wollten nach ihren eigenen Vorstellungen leben, vom militärischen Drill in der Hitlerjugend hielten sie nichts.


'Swings' eckten im nationalsozialistischen Deutschland an und wurden gar nicht erst Mitglied in der NSDAP. Sie verbrachten ihre Zeit lieber im Tanzcafé. Verfolgung und harte Strafen durch das nationalsozialistische Regime waren der Preis für einen eigenen Lebensstil in dieser Zeit.


'Swings' waren nicht die Einzigen, die eine Mitgliedschaft in der Hitlerjugend (HJ) ablehnten. Manche Jugendliche hatten sich enttäuscht aus der HJ zurückgezogen, andere waren erst gar nicht eingetreten. Sie wollten nach ihrer eigenen Fasson leben oder lehnten das nationalsozialistische Regime aus religiösen, politischen oder ethischen Gründen ab. Fast alle Jugendlichen, die sich der HJ verweigerten, pflegten in ihren Gruppen einen gemeinsamen Kleidungsstil, der identitätsstiftend wirkte und als Erkennungszeichen diente.


Eine besondere Form für ihren zivilen Ungehorsam entwickelten die 'Swings', von denen sich viele für eine exzentrische, auffällig elegante Kleidung begeisterten – vorausgesetzt, ihre Eltern hatten ein dickes Portemonnaie. Während die HJ und die Überbleibsel der bündischen Jugend eine kniefreie Kluft trugen, bevorzugten sie den Schlips-und-Kragen-Anzug. Damit wirkten sie gleich viel erwachsener und außerdem fielen sie in den Tanzlokalen auf den ersten Blick nicht als Minderjährige auf. Neben eleganten Seidenschals war der Regenschirm unverzichtbares Accessoire.


Nicht nur Musik und Tanz – von den 'Swings' als „getanzte Freiheit“ empfunden –, auch der Kleidungsstil missfiel den Nationalsozialisten. Sie befürchteten, dass von ihnen eine die Staatsjugend zersetzende Gefahr ausging und setzten die Gestapo auf ihre Verfolgung an. Von sich aus meistens völlig unpolitisch wurden die ‚Swings‘ von den Nationalsozialisten zu politischen Gegnern erklärt, ihr Verhalten als Widerstand gedeutet.


Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „Glanz und Grauen - Mode im Dritten Reich“


Christiane Syré


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