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Einlegesohlen aus Possumfell

2019

Einlegesohlen aus Fell in braun

Einlegesohlen aus Possumfell, 2019, Fell, Textiles Material, 27 x 9 x 2 cm, Inv.-Nr.: ra 20/37, © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Die Einlegesohlen wurden in einer Boutique in Wellington, Neuseeland, gekauft. Sie sollen Fußgeruch bekämpfen und müden Füßen vorbeugen. Empfohlen werden sie besonders für Wanderer und Menschen, die die wohlige Wärme von Possumfell zu schätzen wissen.


Wenn in der Pelzbranche vom Opossumfell die Rede ist, dann werden unter dem Begriff die Häute zweier ganz unterschiedlicher Tiere gehandelt: die des Amerikanischen Opossums und die des Australischen Possums. Beide gehören zu den Beuteltieren, aber aus zoologischer Perspektive handelt es sich um zwei verschiedene Familien mit jeweils eigenem Aussehen, Felleigenschaften und Verbreitungsgebieten.


Die Heimat des Australischen Possums ist mittlerweile auch Neuseeland. Es gehört zur Familie der Kletterbeutler und erreicht eine Körperlänge von 32 bis 65 Zentimetern. Wie das Amerikanische Opossum ist es vor allem nachtaktiv, lebt aber als zurückgezogenes Baumtier in Wäldern. Das Fell der Australischen Possums ist sehr dicht und weicher und seidiger als das seiner entfernten amerikanischen Verwandten. Es kann grau, braun, schwarz, cremefarben bis blau-silbrig sein.


In den 1840er Jahren wurde das Possum speziell als Pelzlieferant von Australien nach Neuseeland eingeführt. Da es keine natürlichen Feinde hatte und genügend Futter vorfand, vermehrte es sich stark. Bereits 1947 wurde daher in Neuseeland die Jagd auf Possums unbeschränkt erlaubt. Heute leben etwa 30 Millionen Exemplare in Neuseeland und das neuseeländische Department of Conservation unterstützt Abschuss, Fallenstellen und Vergiftung, um das indigene Ökosystem zu schützen und damit das Land bis 2050 frei von eingeschleppten Raubtieren wird.


Possumfell gehörte trotz Preisschwankungen immer zu den günstigeren Pelzarten. Wegen seiner guten Wärmeeigenschaften wurde es vor allem als Innenfutter, für Pelzbesätze und Accessoires genutzt. Durch Veredlung und Färben diente es vielfach als Imitation teurer Pelzarten wie Zobel und Blaufuchs. In den 1920er und 1930er Jahren wurde es für komplette Reise- und Herrenmäntel und Sportjacken beliebt.


Heute werden in Neuseeland Mitbringsel wie Schlüsselanhänger und Bikinis aus dem Fell hergestellt, aber auch Mützen, Decken und Besätze. Außerdem wird Possumhaar mit Merinowolle zu leichten, warmen Garnen versponnen, aus denen zum Beispiel Pullover, Strickjacken, Mützen und Schals gefertigt werden. Dadurch kommen weniger Pelze auf den Markt und ihr Preis ist wieder gestiegen.


Weitere Informationen zur Ausstellung „Modische Raubzüge. Von Luxus, Lust und Leid. 1800 bis heute“


Wiebke Hemme


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