Logo LVR - Qualität für Menschen
Grafik Industrieanlage

Badekostüm mit Strümpfen

um 1900

Dunkelblaues Kleid an einer Figurine

Badekostüm, Ensemble aus Badeanzug, Rock und Strümpfen, um 1900, Leinen, Baumwolle, 113 x 68 cm (Badeanzug), 70 x 90 cm (Rock), 13 x 96 cm (Strümpfe), Inv.-Nr.: rz 98/446 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Um die Jahrhundertwende suchten Großstädter an sonnigen Tagen Erholung an Flüssen, Seen oder am Meer. Mit dem Bau von Strandbädern und Flussbadeanstalten entstand eine neue Badekultur.


Historische Fotos des Rheins zeigen beispielhaft, wie Menschen um 1900 in den Städten und an den Stadträndern eine neue Badekultur pflegten. Menschenmassen tummelten sich in Strandbädern und Flussbadeanstalten an den Ufern der Großstädte, wie am Kaiser-Friedrich-Ufer, dem heutigen Konrad-Adenauer-Ufer oder am Mülheimer Ufer in Köln. Zum Strandbad Oberkassel am Kaiser-Wilhelm-Ring in Düsseldorf oder zum Städtischen Strandbad Köln-Rodenkirchen kamen die Menschen zum Schauen und Flanieren, für Sport, Spiel und Spaß. Erholung war an heißen Tagen dort nur in Gesellschaft Vieler möglich.


In den Bädern und Badeanstalten gab es Restaurants, Strandkörbe und für Frauen und Männer getrennte Badebereiche, die mit Netzen oder Gittern abgesichert waren, auch um größere Verschmutzung von außen zu vermeiden. Angemessene Kleidung für jeden dieser Bereiche war mehr oder minder Pflicht. Im Strandkorb wurde Strandkleidung mit Hut, Seidentuch, Handschuhen und Schirm getragen.


Im Badebereich waren die Vorschriften für Badeanzüge für Männer und Frauen einzuhalten. Der Autor H. Schramm, der 1912 „Der gute Ton oder das richtige Benehmen“ veröffentlichte, sah jedoch die Wohlanständigkeit in Gefahr „wenn Damen im offenen Wasser umherschwimmen für jedermann zur gefälligen Ansicht“.


Dabei sahen die Badeanzüge für Damen aus heutiger Sicht äußerst züchtig aus, wie das Blusenbeinkleid mit Rock und Strümpfen zeigt. Das Blusenbeinkleid bedeckte die Knie, der weite Rock ließ den Po der Damen nur erahnen. Dazu wurden Badestrümpfe und Badeschuhe aus Leder und Segeltuch, die wie Ballettschuhe festgebunden wurden, getragen. Auch Badekappen aus Kautschuk, Leinen, Wachstuch oder imprägnierten Seidenstoffen waren Bestandteil eines Badeensembles. Das Blusenbeinkleid und der Rock sind dunkelblau und mit aufgenähter Borte verziert. Stilistisch lehnt es sich an die Matrosenanzugmode der Kaiserzeit an.


Die Form der Badeanzüge veränderte sich über einen längeren Zeitraum nicht. 1911 kam als Neuheit das Badetrikot aus Baumwolle auf, das vor allem von Sportschwimmerinnen getragen wurde. Schon seit 1893 gab es erste Frauen-Schwimmvereine in Deutschland. Männer erlernten Schwimmen beim Militär und waren frei, jegliche Sportarten auszuüben.


Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „1914 – Mitten in Europa“


Regina Weber


Hat Ihnen das Objekt gefallen? Haben Sie weitere Informationen für uns oder eine Geschichte darüber zu erzählen?

Dann schreiben Sie an !