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Grafik Industrieanlage

Staubsauger „Saugling Suctor“

um 1929

Silber-metallener Staubsauger

Staubsauger „Saugling Suctor“, Saugling GmbH Berlin (Vertrieb), A. Borsig AG (Herstellung), um 1929, Metall, Bakelit, 62 x 21 cm Ø, 230 Watt Leistung, Inv.-Nr.: ra 14/2 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Nach dem Ersten Weltkrieg gehörten Staubsauger neben Bügeleisen zu den am weitest verbreiteten elektrischen Geräten im Haushalt. Sie waren Symbol für Fortschritt, Modernität, Distinktion, aber auch Freizeitgewinn und Arbeitserleichterung.


Die Zahl der Dienstboten in den großbürgerlichen Haushalten hatte schon während des Krieges erheblich abgenommen. Nach dem Krieg boten Industrie und Handel weitaus bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne. Elektrische Haushaltsgeräte ersetzten fortan die Dienstboten, obgleich sie in der Anschaffung und Unterhaltung teuer waren. Ein „Saugling“ von Borsig kostete 1924 140 Mark. Ein Arbeiter bei Borsig in Berlin verdiente 70 Pf. die Stunde. Darüber hinaus waren Grundgebühren, Installationskosten und ein hoher Strompreis von 16 Pf. pro Kilowattstunde zu zahlen. Nur 25 %Prozent aller Berliner Haushalte waren zu dieser Zeit ans Stromnetz angeschlossen.


Mit der Modernisierung der Hausarbeit wurden traditionelle Geschlechterrollen in Frage gestellt. Während dem Mann techniknahe Eigenschaften wie Rationalität, Sachlichkeit und Intellektualität zugeschrieben wurde, galt die Frau als emotional, sozial und für das Private zuständig. Nun erwarb die Hausfrau Technikkompetenzen und avancierte zur „Maschinenbedienerin“. Das Ideal von Weiblichkeit und Natürlichkeit der Frau geriet ins Wanken.


Ein Korrektiv bildete in dieser Hinsicht die Werbung der 1920er Jahre. Insbesondere in der Staubsaugerwerbung tritt ein moderner Frauentypus auf. Eine Dame, zurückhaltend in ihrer Erscheinung, verrichtet mit geneigtem Kopf und gesenktem Blick ganz ohne Kraftanstrengung ihre Hausarbeit.


Firmen wie AEG mit der Marke „Vampyr“ oder Siemens mit „Protos“ betonten immer wieder die Leichtigkeit des Staubsaugens. So auch die Firma Borsig in einer Werbezeitschrift von 1925: „Unser elektrischer Staubsauger „Saugling“ ermöglicht selbst der schwächsten Frau Arbeit zu leisten, die sonst die Kraft eines Mannes erfordert hatte.“


Borsig hatte seine Wurzeln nicht in der Elektrotechnik, sondern im Lokomotivbau. Als der Absatz Anfang der 1920er Jahre einbrach, konzentrierte sich das Unternehmen verstärkt auf seine Entstäubungsanlagen und brachte 1922 den „Saugling“ auf den Markt. Schon 1924 gab es eine verbesserte, billigere und leichtere Konstruktion, die für die Massenfertigung geeignet war. Mitte der 1920er Jahre wurde die „Saugling GmbH“ gegründet, die für den alleinigen Vertrieb des Borsig-Staubsaugers „Saugling“ zuständig war.


Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „1914 – Mitten in Europa“


Regina Weber


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