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Grafik Industrieanlage

Schokoladentafel mit Fotomedaillons

1899

Schokoladentafel geschmückt mit Stoffbändern in den Farben Schwarz-Weiß-Rot und zwei goldgerahmten Medaillons mit Kinderfotos

Schokoladentafel mit Fotomedaillons aus dem Kaiserreich, 1899, Papier, Stoff, Metall, 9,2 x 7 x 1 cm, Inv.-Nr.: ra 13/82 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Schokolade war im Kaiserreich süßer Luxus. Sie wurde zerkleinert als „Heiße Schokolade“ getrunken, zum Kaffeekränzchen serviert oder gerne zu besonderen Anlässen verschenkt.

Diese Schokoladentafel war ein Geschenk, wie aus der schlecht leserlichen altdeutschen Beschriftung auf der Rückseite hervorgeht. Auch nach mehr als 100 Jahren ist sie gut erhalten. Sie ist kein Markenprodukt und in eine Art Wachspapier gewickelt. Geschmückt ist die Tafel mit einem kleinen Kissen aus Spezialpapier in Form eine Rosette, Stoffbändern in den Farben des Deutschen Reichs, Schwarz-Weiß-Rot, und zwei goldgerahmten Medaillons mit Kinderfotos. Die Dekoration auf der Schokolade sieht sehr feierlich aus und erinnert durch die Bänder an militärische Auszeichnungen.

Auf dem linken Foto ist das jüngste Kind Kaiser Wilhelms II. zu sehen. Viktoria Luise Prinzessin von Preußen (1892-1980) hatte noch sechs ältere Brüder und war zum Zeitpunkt der Aufnahme sieben Jahre alt. Das Kind auf dem rechten Bild ist nicht identifizierbar. Es könnte sowohl aus dem Umkreis des deutschen Kaisers Wilhelm II. als auch aus der Familie des österreichischen Kaisers Franz Joseph I. kommen. Dieser wurde häufig auf Postkarten, Wandtellern und vielen weiteren alltäglichen Dingen zusammen mit Kaiser Wilhelm II. abgebildet. Viktoria Luise repräsentiert hier die kaiserliche Familie.


Im Kaiserreich hatte sich um Wilhelm II. und seine Familie ein regelrechter Kult entwickelt. Mehr noch als Otto von Bismarck war Kaiser Wilhelm II. zur Leitfigur in der Bevölkerung geworden. Durch zahlreiche öffentliche Auftritte, Bilder in den Medien, auf Andenken und in Filmen hatte er diesen Kaiserkult selbst initiiert.

Auch war der Kaiser auf Schokoladentafeln und der Schokoladenwerbung, zum Beispiel der Firmen Stollwerck in Köln oder F.A. Oehler in Zeitz, zu sehen. Die heimischen Schokoladenhersteller unterstützte er durch direkten Zugang zum Rohstoff Kakao, indem er seit Ende des 19. Jahrhunderts den Kakaoanbau in der deutschen Kolonie Kamerun forcierte. Der Bevölkerung war er somit in Verbindung mit dem Produkt Schokolade als Weltherrscher präsent.

Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „1914 – Mitten in Europa“

Regina Weber


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