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Kochbuch von Karoline Brügelmann

1900 – 1901

Aufgeschlagenes Kochbuch mit handschriftlichem Rezept

Kochbuch von Karoline Brügelmann, 1900 – 1901, Papier, 17,5 x 21,5 x 2 cm, Inv.-Nr.: ra 02/1406 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

1996 hinterließ die Tochter des Baumwollfabrikanten Brügelmann, Karin Böninger, dem LVR-Industriemuseum einige Erbstücke. In dem Nachlass befand sich auch eine unscheinbare, schwarze, etwas abgestoßene und fleckige Kladde mit handschriftlichen Einträgen.


Das Kochbuch ihrer Mutter, Karoline Brügelmann wurde am 4. September 1900 begonnen. Es enthält auf 250 sorgfältig nummerierten Seiten Kochrezepte und am Ende ein systematisches Register. Das Buch wurde zugleich als Kochbuch und Haushaltsbuch geführt: Unter dem jeweiligen Datum stehen der Speiseplan des Tages, dann die dazu gehörigen Rezepte und am Ende die aufgewendete Zeit und die Kosten.


In der Regel bestand das alltägliche Mittagessen aus zwei Gängen. Nur sonntags servierte man außerdem ein Dessert. Montags wurden die Reste verwendet und der Freitag war – wie in jedem katholischen Haushalt üblich – Fischtag. Ausgegeben wurden pro Tag etwa fünf Mark, sonntags meist das Doppelte. Dies allerdings für einen großen Haushalt. An den Rezepten und der Speisenfolge erkennt man eine gutbürgerliche, nur in Ausnahmefällen aufwändige Küche mit süddeutschem Einschlag.


Am 27. Januar 1901 endet diese Art der Haushaltsführung, und das Buch wird zur Rezeptsammlung. Diesen Teil scheint Karoline Brügelmann über viele Jahre weiter geführt zu haben, findet man doch ab Seite 242 auch diverse Kriegsrezepte aus dem Ersten Weltkrieg. Ihre Tochter Karin hat die Rezeptsammlung schließlich noch bis 1996 vervollständigt.


Karoline Brügelmann (1875-1961), geb. Ehrismann, stammte aus einer reichen Juweliersfamilie aus Pforzheim. Sie hatte gegen den Willen ihrer Eltern eine Haushaltsschule für höhere Töchter besucht und dort kochen gelernt. Noch im elterlichen Hause begann sie das Haushaltsbuch zu führen. 1901 heiratete sie den Unternehmer Julius Hermann Brügelmann und zog nach Ratingen-Cromford, wo sie dem Unternehmerhaushalt vorstand und auch selbst kochte.


Das Kochbuch und die Haushaltspläne spiegeln so den Standard einer Fabrikantenfamilie im frühen 20. Jahrhundert wider.


Claudia Gottfried


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