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Grafik Industrieanlage

Haartrockner „Foen“

1928

Dunkelbrauner Haartrockner mit Aufschrift "Foen"

Haartrockner „Foen“, AEG Berlin, 1928, Phenol-Formaldehyd-Harz, Hartgummi, Metall, Textil, 24 x 15 x 24,5 cm, Inv.-Nr.: K-1997-00986 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Als 1908 die Firma Sanitas in Berlin das Patent für einen elektrischen Haartrockner unter dem Namen „Foen“ anmeldete, war noch nicht abzusehen, dass heute ein Föhn in fast jedem Haushalt zu finden ist.


Der Durchbruch für das Konzept kam nach dem Ersten Weltkrieg, als sich die Rolle der Frau ebenso veränderte wie die Mode. Die 1920er Jahre brachten kurze Röcke und kurze Haare. Die Frau war berufstätig und hatte es immer eilig, sodass die Trocknung und Formung der Frisur mit einem „Fön“ eine willkommene, weil praktische Errungenschaft darstellte. Die Bezeichnung „Fön“ wurde von dem warmen Alpenwind abgeleitet.


Es lag im Trend der damaligen Zeit, dass man für den Haartrockner, auch als Luftdusche bezeichnet, weitere praktische Zusatznutzungen fand: Er konnte zum Anwärmen von Bett- oder Badewäsche verwendet werden, zum Trocknen der Socken oder seine Wärme wurde zur Behandlung von allerlei körperlichen Beschwerden empfohlen.


Die ersten Geräte bestanden aus Metallgehäusen für das Gebläse. Die Stromzuführung zum Elektromotor erfolgte durch den innen hohlen Holzgriff. Der Auslass für das Gebläse war im rechten Winkel zum Handgriff angeordnet. Schon früh erhielt der „Fön“ damit sein charakteristisches Aussehen, das an einen Revolver erinnert. Die Ansaugöffnungen für die Frischluft an der Seite bilden ein dekoratives Lochmuster. Die ersten Geräte wogen mehr als zwei Kilogramm und waren daher im Gebrauch nicht besonders komfortabel. Das Metallgehäuse konnte sich unter Umständen auf bis zu 90 Grad Celsius aufheizen und barg so die Gefahr von Verbrennungen.


1928 wurde der Haartrockner zum ersten Mal mit einem Gehäuse aus Phenoplast ausgestattet, der Griff bestand aus Hartgummi. Das sparte Gewicht, und der Kunststoff wurde längst nicht so heiß wie das Metall. Die Form des Gehäuses und des Griffes blieb trotz des neuen Materials fast unverändert. Die AEG in Berlin, die zwischenzeitlich die Firma Sanitas und damit die Rechte an dem Namen „Fön“ erworben hatte, produzierte beide Fassungen, die traditionelle aus Metall und diejenige aus Phenolharz, noch bis Anfang der 1960er Jahre parallel. Das könnte Kostengründe gehabt haben, aber auch durch die Optik motiviert gewesen sein: Das glänzende verchromte Metall wirkt einfach eleganter als das rotbraune Kunstharz. Es erinnert an schnelle Autos und verleiht dem schlichten Haushaltsgegenstand eine gewisse Aura von Effizienz und Dynamik, die durchaus dem Zeitgeist entsprach. Erst als nach dem Zweiten Weltkrieg die modernen Thermoplaste alle Farbvariationen und eine wesentliche Preisminderung ermöglichten, setzten sich Haartrockner aus Kunststoff als Massenprodukt endgültig durch. Inzwischen hat sich der ursprüngliche Markenname auch zur allgemeinen Bezeichnung für Haartrockner gemausert, wobei die Schreibweise „Fön“ ohne „h“ nach wie vor markenrechtlich geschützt ist.


Weitere Informationen zur Ausstellung „nützlich & schön. Produktdesign 1920-1940“


Uta Scholten


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