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Grafik Industrieanlage

Gewürzgefäß für Salz, Pfeffer und Senf

1908 – 1912

Gewürzgefäß aus Porzellan in Form eines Schiffchens

Gewürzgefäß für Salz, Pfeffer und Senf, 1908 – 1912, Porzellan, 9 x 18 x 6 cm, Inv.-Nr.: rz 05/31 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Spektakuläre Bauwerke und monumentale technische Konstruktionen waren um 1910 ein beliebtes Bildmotiv auf Postkarten und Souvenirs, wie Blumenvasen, Aschenbecher oder Gewürzgefäße.


Zu einem schönen Ausflugstag gehörten für Sommerfrischler um 1910 ein beeindruckendes Erlebnis, ein Besuch im Biergarten und ein Andenken wie dieses Gewürzgefäß in Form eines Porzellanschiffchens mit der Abbildung des Schiffshebewerks Henrichenburg. Das Schiffshebewerk liegt an der Mündung vom Rhein-Herne-Kanal zum Dortmund-Ems-Kanal. Der Name auf dem Gefäß rührt von dem nächstgelegenen Ort, als das Schiffshebewerk noch „bei Henrichenburg“ (ein Stadtteil von Castrop-Rauxel, heute Waltrop) lag.


Das weiße Porzellanschiffchen ist mit goldenen Linien verziert, die Schiffsplanken eines Holzschiffes andeuten. Es transportiert Pfeffer, Salz und Senf, typische Güter für den Gewürzhandel zwischen Rhein und Nordsee. Salz wurde in Salzbergwerken in verschiedenen Regionen Deutschlands abgebaut. Pfeffer kam aus Indien. Senfkörner zur Senfherstellung wurden um 1900 überwiegend aus Osteuropa, der Türkei, Nordafrika oder Kleinasien importiert. Die Verteilung der Gewürze im Deutschen Reich erfolgte über den Binnenschiffsverkehr.


Der Pfeffer wurde in das Streugefäß gefüllt. Für die Senfpaste ist in der Mitte des Schiffes ein Töpfchen mit Deckel und für das Salz eine Mulde vorgesehen. Senf und Salz wurden mit einem kleinen Löffel zur Speise gereicht.


Das Bild des Schiffshebewerks Henrichenburg zeigt jedoch die eigentliche Funktion des Schiffes als ein Erinnerungsstück. Im Kaisereich gehörte das Schiffshebewerk zu den beeindruckenden Konstruktionen der Großtechnik und war somit ein beliebtes Ausflugsziel. Mit 67 Metern Länge und 8,2 Metern Breite glich das Schiffshebewerk einen Höhenunterschied von 14 Metern aus. Die technische Konstruktion mit fünf in die Erde gebohrten, breiten Brunnenschächten von 33 Metern Tiefe mit hohlen Schwimmkörpern ermöglichte einen 3.100 Tonnen schweren Trog mit Schiff zu heben.


Kaiser Wilhelm II. weihte das Schiffshebewerk 1899 persönlich ein. Mit seiner Fertigstellung konnte der Dortmunder Hafen über den Dortmund-Ems-Kanal direkt angefahren werden, eine wichtige infrastrukturelle Verbesserung. Das seinerzeit größte Bauwerk dieser Art sicherte die Versorgung vieler Städte im Ruhrgebiet mit ihrer stetig wachsenden Bevölkerung.


Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „1914 – Mitten in Europa“


Regina Weber


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