Erste-Hilfe-Schere, Firma Hans-Wilhelm Böker, Solingen, 1990 – 1994, rostfreier Edelstahl, Kunststoff, 14,8 x, 6,5 cm, Inv.-Nr.: sg 94/691 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
Die Schere wurde insbesondere für Autoverbandskästen hergestellt. Sie schneidet Sicherheitsgurte, Kleidungsstücke, Leder, aber auch Verbandsmaterial wie Mullbinden oder Pflaster. Auch Linkshänder können sie problemlos benutzen.
Erste-Hilfe-Scheren oder Verbandsscheren haben abgewinkelte oder aufgebogene Scherblätter mit stumpfen Enden. Die untere Schneide ist in der Regel etwas länger und in der Spitze zusätzlich horizontal abgeflacht. Das ermöglicht Verbände eng am Körper zu schneiden oder auch Kleidung zu durchtrennen, wenn etwa im Notfall eine Wunde schnell freigelegt werden muss, ohne den Patienten zu verletzen. Erste-Hilfe-Scheren im Notfallkoffer, in den Verbandskästen für Autos oder auch in Hausapotheken sollten aber Alleskönner sein. Sie müssen feste, grobe Materialien wie etwa die Sicherheitsgurte ebenso sicher und schnell durchtrennen können wie das vergleichsweise feine Verbandsmaterial.
Zu Beginn der 1980er Jahre ging ein Streit über Erste-Hilfe-Scheren durch die Presse. Kontrahenten waren der Industrieverband Schneidwaren und Bestecke (ISVB – heute ISVH Industrieverband Schneid- und Haushaltswaren) und die Stiftung Warentest. Letztere hatte Billigware aus Fernost bescheinigt, dass diese Sicherheitsgurte problemlos durchtrennen könnten. Diese Testergebnisse widerlegte der ISVB durch eigene Gutachten. Im Gegenzug wurde ihm vorgeworfen, er versuche die Billigkonkurrenz aus dem Markt zu drängen.
Bis heute findet man in herkömmlichen, zertifizierten Verbandskästen Scheren, die den DIN-Vorschriften entsprechen, und gleichwohl wenig vertrauenswürdig wirken. Qualitätsscheren, wie die Bökerschere hingegen, genügen tatsächlich den hohen Anforderungen, haben aber auch ihren Preis. Sie entspricht der DIN 58279.
Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „Im Schnitt gut – Scherengeschichte(n)“
Dagmar Thiemler
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