Die Seidenstraße, ein sagenumwobenes Netz von Handels- und Karawanenstraßen, verband über Jahrhunderte Zentralasien mit Europa. Auf ihr bewegten sich Güter, Menschen, Ideen und Innovationen. Auch heute noch ist die Vorstellung einer verbindenden Handelsroute zwischen Ost und West lebendig, etwa im Projekt der „neuen Seidenstraße“, als deren einer Ausgangspunkt Xian in Zentralchina und deren anderer Duisburg am Rhein betrachtet wird.
Der Düsseldorfer Fotograf Bernard Langerock begab sich auf die Reise zu drei Arbeitersiedlungen entlang dieser „neuen Seidenstraße“, ins chinesische Chongqing, ins polnische Zabrze und in die Oberhausener Siedlung Eisenheim. Dabei spürte er über tausende Kilometer hinweg Verbindendes und Unterschiede in Alltag und Leben derjenigen auf, die einst und heute die Handelsgüter und Konsumwaren der Seidenstraße produzierten.
Arbeitersiedlungen zeichnen sich durch eine besondere Art des Zusammenlebens aus und ihre Architektur prägt ganze Stadteile. Für das Ruhrgebiet gelten sie als geradezu charakteristisch und es gibt zahlreiche davon. Die Siedlung Eisenheim in Oberhausen ist die älteste von ihnen und sie erlebte eine wechselvolle Geschichte zwischen Aufbau, Zerstörung, drohendem Abriss und der Auszeichnung als Baudenkmal.
Mit der Veränderung der Arbeitswelt und dem Weg ins digitale Zeitalter verblassen die Spuren der industriellen Ära immer mehr, auch in der Siedlung „Borsigwerk“ im Stadtteil Biskupice von Zabrze. Von 1863 bis 1871 wurde sie für oberschlesische Bergleute errichtet und nach dem Industriellen August Borsig benannt. Obwohl auch hier Satellitenschüsseln und andere Utensilien der Moderne von der Gegenwart künden, strahlen die großen Backsteingebäude der Siedlung noch immer eine Ahnung der schweren Arbeit und des harten Lebens in der Hochzeit der industriellen Epoche aus.
In der Arbeitersiedlung Tongyuanju ist dagegen die Zukunft eingezogen. Die alten Wohnhäuser sind zum größten Teil abgerissen. Wie einst in Eisenheim hatten sich die Einwohner von Tongyuanju in den letzten Jahren gegen den Abriss der Siedlung gewehrt. Ihr Protest war vergeblich. Stattdessen greift die Riesenmetropole Chongqing nach den Grundstücken, um moderne Hochhäuser an die Stelle der alten Backsteinbauten zu setzen.
Bilder: © Bernard Langerock
Bernard Langerock fing den Wandel von Leben und Alltag in allen drei Siedlungen mit seinen künstlerisch-dokumentarischen Aufnahmen ein und zeigte Trennendes und Verbindendes dieser so weit voneinander entfernten Orte. Neben den künstlerisch-dokumentarischen Aufnahmen richtete Bernard Langerock seinen Blick auf Details und zeigte Orte des Verweilens, Bekenntnisse der Fußballleidenschaft und verschwindende Alltagsphänomene, wie den Zuckerschläger in China. Gerahmt wurde seine Reise von „bewegten Landschaften“, die bei Zugfahrten in den jeweiligen Regionen entstanden.
Zur Ausstellung ist ein Katalog im Bergischen Verlag erschienen.
Das Projekt „Arbeitersiedlungen entlang der Seidenstraße“ entstand in Kooperation mit dem Kulturreferat Oberschlesien und dem Oberschlesischen Landesmuseum. Es wird unterstützt durch das Konfuzius-Institut Metropole Ruhr und dem Bergbaumuseum in Zabzre.
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Laufzeit: 03.07.2021 – 29.05.2022
LVR-Industriemuseum
St. Antony-Hütte
Antoniestraße 32-34
46119 Oberhausen