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Jugendstil-Stoffserviette

1903 – 1905

Blaue Serviette mit weißem Jugenstil-Ornament

Jugendstil-Stoffserviette, Entwurf: Peter Behrens, Textilfabrik Simon Fränkel, Neustadt (Oberschlesien), 1903 – 1905, Baumwolldamast, 36 x 36 cm, Inv.-Nr.: rz 97/73.3 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Peter Behrens war ein Multitalent und bekannt für seine Industrieprodukte. Er entwarf aber auch Gegenstände wie Teppiche, Textilien, Tapeten oder Gläser für den Hausgebrauch.


Der ausgebildete Kunstmaler Peter Behrens war 1893 Mitbegründer der Münchener Secession gewesen. Wohl unter dem Eindruck der von Richard Riemerschmid, Bernhard Pankok und Hermann Obrist gestalteten Jugendstil-Räume auf der VII. Internationalen Kunstausstellung im Glaspalast München wandte Behrens sich 1897 dem Kunstgewerbe zu und entwarf in den folgenden Jahren Teppiche, Textilien, Tapeten und andere Gegenstände.


Für den Textilwarenhersteller Simon Fränkel entwarf Behrens eine Reihe von geometrischen Mustern, die in verschiedenen Größen und Formaten für Tischdecken, Bordüren und Servietten verwendet wurden. Die abgebildete Serviette ist eines von sechs Exemplaren aus blauem und weißem Baumwolldamast in der Sammlung des LVR-Industriemuseums. An einer Ecke hat der damalige Besitzer sein Monogramm einsticken lassen: EK. Aus dem Zentrum des Servietten-Ornaments entwickeln sich radiale Strahlenbündel, die an den Außenrändern in einer quadratischen, dem Serviettenformat perfekt angepassten, Einfassung enden. Das Motiv erinnert an einen Kristall, ein im Jugendstil häufig verwendetes Symbol für die Verbindung von Kunst und Leben. Passend zu den Servietten hatte Behrens auch ein Tischtuch mit ähnlichem Muster entworfen. Tischtücher und Servietten wurden vom Hersteller mit gleicher Ornamentik auch in Gelb, Rosa und Rot angeboten.


Der Begriff Serviette stammt aus dem Französischen und bedeutet so viel wie „kleine Dienerin“. Servietten waren als Mundtücher bereits in der Antike bekannt. Seit dem 16. Jahrhundert war es in der adligen Tischkultur üblich, die Tafel mit Tischtüchern, Bordüren oder Läufern und Servietten zu decken. Ein schön gedeckter Tisch galt als Zeichen von Gastlichkeit und hatte daher immer auch eine dekorative und repräsentative Funktion. Als Material setzte sich strapazierfähiges Leinen oder Damast durch.


Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden die Tischsitten der höfischen Gesellschaft, wozu auch das Verwenden von Gabel und Messer gehörte, von den breiten Bevölkerungsschichten übernommen. Die mit exklusiver Jugendstil-Ornamentik ausgestatteten und hochwertig verarbeiteten Tischtücher und Servietten nach dem Entwurf von Peter Behrens konnten sich jedoch nur wenige, großbürgerliche Kunden leisten.


Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „Peter Behrens – Kunst und Technik“


Holger Klein-Wiele


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